Holarse Fingerzeig: Epische Schlachten und Strategischer Multiplayer - Beyond all Reason (BAR)

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Wer am Holarse IRC partizipiert, sei es direkt über besagtes Protokoll oder über die Matrixbrücke, der kann praktisch gar nicht umhin kommen das ein oder andere Mal, meistens Abends, eine gewisse Aufregung wahrzunehmen, wenn jemand im Kanal den kurzen aber für alle deutlichen Satz "BAR?" sendet. Aber was ist "BAR" und warum zieht es einige aus dem Holarseteam so in seinen Bann? Ein Erklärungsversuch von uns drei Holarse-Baristas meldrian, comrad und xilef.

Über das Spiel

"BAR", oder eben voll ausgeschrieben "Beyond all Reason" ("Jenseits jedweder Vernunft"), ist ein durchaus anspruchsvolles 3D Echtzeitstrategiespiel auf Basis der freien und offenen Spring-Engine. Spielerisch soll der Titel alles bieten, was Anhänger und Freunde anderer Spiele aus dem gleichen Genre wie "Total Annihilation" und "Supreme Commander" kennen und lieben. Für solche die mit beiden Titeln nichts anfangen können, zu Beginn eines jeden Einsatzes befiehlt mal im regulären Spielablauf einen riesigen Mechanoiden, Commander genannt, welcher als Kern des Spiels und zentrale Baueinheit fungiert. Wurden die Regeln nicht anderweitig festgelegt gilt: Verliert man den Commander, verliert man die Schlacht. Um dies zu verhindern bezieht man Strom und Ressourcen, baut damit Verteidigungsanlagen und Fabriken sowie in der Summe eine erschlagend anmutende Anzahl an Einheitenvariationen, jede für sich, wie es sich gehört, mit eigenen Vor- und Nachteilen, ganz dem Schere Stein Papier Prinzip entsprechend. Mit diesen werden weitere Teile der Karte unter Kontrolle gebracht, der Gegner angegriffen bzw. Angriffe abgewehrt und feindliche Strukturen zerstört.

Bei Beyond all Reason handelt es sind initial um ein reines Mehrspielerspiel. Der Singleplayermodus steht zwar zur Verfügung und wird mit jedem neuen Update durch weitere Szenarien ergänzt und interessanter gestaltet, jedoch dient dieser eher einer Art Training für den Mehrspielermodus. Einige Szenarien machen daraus gar keinen Hehl und beinhalten einen etwaigen Text in der zugehörigen Kurzbeschreibung. Eine richtige Einzelspieler-Kampagne existiert zum Zeitpunkt des Schreiben dieses Textes nicht. Um am Mehrspielermodus teilnehmen zu können bedarf es eines kostenlosen Kontos. Dieses wird fortan für die zu führenden Scharmützel herangezogen und, je nach Fähigkeiten, mit einem in der Online-Lobby sichtbaren Rang versehen.

Ihr könnt es kostenlos und quelloffen herunterladen und spielen. Für den Server benötigt ihr die Onlinelobby, ein LAN-Spiel ist aktuell noch nicht möglich. Für Linux könnt ihr einfache AppImage und Flatpaks herunterladen.

meldrians POV

BAR hat mich nicht direkt abgeholt. Als OpenRA-Spieler und, historisch betrachtet, Anhänger von Warcraft, Starcraft und Command & Conquer war es schwierig mich auf das Spielprinzip einzulassen. Total Annihilation oder Supreme Commander kannte ich allenfalls vom Namen. Der erste Pluspunkt? Der Titel wird als Appimage angeboten. Herunterladen, ausführbar machen, spielen. Topp. Der erste Downer? Registrierungspflicht für das Onlinegaming. Bin ich kein großer Fan von, ließ mich aber darauf ein.

Zusätzlich für mich persönlich negativ war in einer der ersten länger dauernden Schlachten, dass meine "och, die ist doch noch gut" Desktop-Hardware mit ~10 Jahren auf dem Kerbholz dem Titel nicht gewachsen war. Besagte Runde endete mit einstelligen FPS und einem De-Sync von allen anderen Teilnehmern für mich. Lediglich mein 2016er Tuxedo Notebook bringt auch im Late Game noch annehmbare FPS auf den Schirm.

Dennoch, mit jedem neuen Kniff den ich erlente, mit jeder Erkenntnis wie sich Angriffe kontern lassen und erfolgreiche Gegenangriffe gefahren werden, nahm mich das Spiel weiter in seinen Bann. Nicht diese Art von ich-muss-das-jetzt-30-Stunden-am-Stück-suchten Bann aber doch ein gewisses, grundlegendes Interesse daran langsam aber sicher besser darin zu werden und die KI gekonnter zu ärgern. Menschliche Kontrahenten brauche ich nicht, es reicht mir der Konflikt mit dem computergesteuerten Gegner und seiner, teils unbezwingbar wirkenden, Schwierigkeit.

Aktuell würde ich mich als ganz leicht fortgeschrittenen Spieler bezeichnen der trotzdem noch regelmäßig von der künstlichen Intelligenz den Hintern versohlt bekommt. Neben dem primären Gameplay gefallen mir die ausgefallenen Spielmodi gegen die technische über-Fraktion "Scavanger" oder der Chicken-Modi in dem es Horden anstürmender Ausserirdischer zu trotzen gilt. Den Löwenanteil der Faszination BAR machen für mich jedoch die Mitspieler aus. Es ist um Längen unterhaltsamer zusammen vorzugehen als im Singleplayer gegen den Computer anzutreten. Ohne Mitspieler wäre der Hypetrain um BAR für mich wohl schon zum Stillstand gekommen.

Hardware: TUXEDO Book XC1706, Intel Core i7-6700HQ, 64 GB RAM, NVIDIA GeForce GTX 970M 6GB. Ubuntu 18.04

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comrads POV

Eine kleine gemütliche Feierabendrunde BAR geht immer. So lautet das Motto in unserer kleinen Runde. Warum uns BAR nicht langsam zum Hals raushängt mag an vielerlei Gründen liegen. Startet man den Client, so hat man eigentlich immer ein frisches Update parat, was genau geändert wurde, ist nicht immer so offensichtlich. So gibt es zwar ein Changelog, aber das haben wir dann bei häufigen Updates auch nicht immer Lust zu verfolgen, wir wollen ja die KI vermöbeln! Bei jedem Update hat man das Gefühl, dass das Spiel wieder ein wenig runder geworden ist. Die Zeit der großen Einheitenumbenennerei scheint wohl auch vorbei zu sein - das war verwirrend.

In den Spieloptionen der Lobby geht es ganz demokratisch zu. Jeder Mitspieler darf bei Änderungen des Spiels mitabstimmen. Das ist ein wenig nervig, wenn wir mal eben was umändern wollen. Der Bossmode hält da nicht ganz was er verspricht. Wem das Standardspiel hier nicht passt, der kann im Prinzip alles (maximale Technikstufe, keine Superwaffen usw sind noch die normalsten Optionen) anpassen.

Beide spielbaren Parteien (tief in den Optionen findet sich noch eine dritte Partei im Beta-Stadium) sind prinzipiell identisch, haben aber hier und da einige andere Ausrichtungen. Metaltürme, die sich selbst verteidigen können, sind ziemlich praktisch, die Doppelgeschütztürme ebenso, die andere Partei hat dagegen nettere Einheiten. Hat man also Bock auf Abwechslung, so wechselt man einfach die Partei und hat gleich an etwas anderes Spielerlebnis. Die unglaublich vielseitigen und umfangreichen Karten umfassen neben einfachen platten Mondoberflächen (wo es kein Wind gibt logischerweise) aber auch Hügel- und Talpässe. BAR spielt sich dann auf Seekarten nochmal wieder ganz anders - nicht zuletzt wegen den dann wichtigeren amphibischen und marinen Einheiten.

Die KI und vor allem die Anzahl der Gegner und wie sie sich diplomatisch gegenüberstehen ist natürlich auch ganz entscheidend dafür, ob wir auf die Nuss kriegen, oder ob wir den Gegner nukular in die Knie zwingen. Kommt man mit einem Gegner ziemlich locker zurecht (Barbarian KI auf Hard), so machen einem zwei Gegner ziemlich zuverlässig das abendliche Bier sauer. Für jeden Gustus ist eine KI-Art dabei, Ausprobieren ist hier Trumpf.

Und wenn man hier genug hat eins auf die Mütze bekommen zu haben, dann kommt einer von uns auf die glorreiche Idee, dass wir uns doch mal wieder von einer Horde Zerglinge und der Mother überrennen lassen sollen. Im Chicken-Modus muss man unerbittlich auf Verteidigung gehen und seine Eco gut im Griff haben. Uns ist es erst ein oder zweimal gelungen den Boss zu besiegen. Wenn wir mehr Bock haben von überragender Technik zerpflückt zu werden, dann schalten wir die Scavanger ein. Diese nicht endenden KI-Gegnerhorden spawnen immer wieder neue und technologisch bessere Einheiten - bis sie die eigene maximale Stufe von T3 einfach mit einer T4 übertrumpfen. Damit muss man klarkommen. Übrigens lässt es das Spiel nicht zu Scavanger und Chicken als gemeinsame Gegner einzustellen - nur eines geht pro Spiel. Ein wenig menschliche Gnade scheinen die Entwickler doch noch für uns offen zu haben.

BAR ist einfach sehr vielseitig, hat noch so einiges an Potential und es ist Open Source und kostenlos erhältlich und läuft nativ unter Linux und lässt sich dank Flatpak und AppImage sehr einfach installieren.

Meine Hardware: AMD Ryzen 5 3600, 48GB RAM, NVIDIA GeForce RTX 2600 SUPER. openSUSE Tumbleweed

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xilefs POV

Ja wo soll man da anfangen... BAR ist vieles und ich finde vor allem abwechslungsreich. Es gibt derart viele Maps, Einheiten und Gebäude, dass wir noch längst nicht alles gesehen haben. Das Spiel protzt mit zwei Fraktionen mit jeweils eigenen Fahrzeugen, Kampfrobotern, Flugzeugen, Schiffen und Hovercrafts, in mehreren Technologieabstufungen versteht sich, einigen teils sehr unterschiedlichen Gegner-KIs und Spielmodi. Des weiteren lassen sich vor dem Spielstart noch weitere Optionen ändern wie z.B. Elemente aus dem Scavenger Modus zu aktivieren, die Einheitengeschwindigkeit zu verändern, Nukes deaktivieren usw. Keine Runde gleicht der anderen, ob klasse Feierabendrunde oder großes Feuerwerk das mit einem großen Knall endet, so manche scheinbar aussichtslose Runde konnten wir doch noch gewinnen!

Von Total Annihilation und Supreme Commander hatte ich vor BAR noch nie etwas gehört, ich kann also nicht beurteilen wie sehr sich die drei ähneln. Für mich fühlt sich BAR anders an als alle anderen Echtzeitstrategiespiele die ich vorher gespielt habe. Vor allem abgedreht und, wie der Name sagt, jenseits aller Vernunft, und das macht es so unterhaltsam im Multiplayer gegen die KI. Anfangs erschlägt einen das Spiel mit seinen vielen Optionen, hat man sich an die Grundlagen gewöhnt und entdeckt dann die verbesserten Einheiten oder wechselt die Map fühlt sich vieles wieder neu und anders an.

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Linuxgaming-Mitstreiter gesucht

Wer gerne einmal mitspielen möchte ist im IRC (oder via Matrix, Discord, Brieftaube, Mumble, ...) herzlich willkommen!

Es haben sich inzwischen einige Sprüche und Zitate aus dem Internet oder 90er Jahre-Filmen eingebürgert, denen man sich herzlich gerne anschließen oder ignorieren darf. Wir spielen aus Spass und Unterhaltung heraus. Ein zerstörter Commander und der nahende Untergang der Spielpartie ist daher auch ein bedeutender Teil des unterhaltsamen Abends.

In diesem Sinne: "Nisch mit mir, nisch mit Commander!"

PS: Auch wenn ihr nicht BAR spielen wollt, sondern zum Beispiel Overload, oder viele andere beliebige Linuxspiele, dann findet ihr im IRC-Chat sicher begeisterte Mitspieler!

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Multimedia
Pebblerubble
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Zuerst danke an euch drei für die ausführliche Rezi, die einem den Mund wässrig macht.

Hier ein paar Fragen von einem Strategie-Unkundigen:

1.) Ist BAR Freeware, also gratis aber nicht open source?

2.) Was sind die Mindestanforderungen bzgl. CPU, Grafikkarte und RAM?

3.) Muss ich jede Truppe selber micro-managen?

4.) Kriegt man bei den bunten Farben und dem Gewusel keinen Flash?

5.) Brauche ich dafür Mumble oder so?

comrad
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Beiträge: 5630

1) Steht im ersten Absatz, es ist quelloffen und kostenlos!
2) Wir ergänzen unsere Hardware am besten noch, der Rechner sollte schon ein wenig Wumms haben
3) Du kannst Gruppen definieren, kämpfen tun die selber
4) FIZZ!
5) Mumble, Teamspeak, Laut brüllen, wie es beliebt. Bei Holarse verwenden wir Mumble ;)

Pebblerubble
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Beiträge: 245

Ich hab nur gelesen, dass die Engine frei und offen ist. Die Mod auch? Entschuldige meine Nachfrage aber nach Stöbern auf der HP hab ich so meine Zweifel. Wo finde ich den Sourcecode?

Däng, so ein Mist, mich trennen noch mehrere hundert Euro von meinem Gaming-PC, also erstmal nix mit BAR f. mich :( Dabei gefällt mir die Spring Engine und das Koop-Prinzip sowie die verschiedenen Gegner-Völker.

kloß
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Beigetreten: 08.05.2015
Beiträge: 297

Der Link zum GitHub-Repo ist im Wikiartikel https://github.com/beyond-all-reason

Ich schätze, nach den nicht näher definierten Holarse-Kriterien ist das wohl ein Open-Source-Spiel. Allerdings legen sie die Lizenz nicht explizit fest, sondern schreiben nur »The Code: The Spring Engine (which this game runs on) requires that all the code the games use are under the GPL licence. (https://springrts.com)«. Daraus schließe ich, dass der Code unter GPL steht, weil er das muss. Etwas unbefriedigend.

Nach den strengen Kriterien des LibreGameWiki ist es kein Open-Source-Spiel, da mindestens einige Graphiken und Sounds nur Lizenzen haben, die die kommerzielle Nutzung ausschließen (NC) oder Veränderungen (?) nicht erlauben (ND). Dort reicht der freie Code allein nicht aus.

Edit: Ach nein, als Open-Source-Spiel würde es dort wohl schon gelten, nur eben aus genannten Gründen nicht als libre.

Commandline
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Beigetreten: 23.05.2008
Beiträge: 507

Ich habe 2 Single Player Kampagnen gespielt. Als Hardware kam eine Mobile Intel Xe iGPU zum Einsatz.

Es ließ sich gut Spielen. Für mich. Ich habe seit Jahren keine "Gaming" Hardware im Einsatz. Mein "Gut Spielen" mag des anderen "OMG! Was ein Ruckelfest! Das ist unspielbar! sein.

Als Supreme Commander Fan konnte mich BAR aber nicht als Spieler gewinnen. Ich kann es nicht genau beschreiben, aber das Gefühl nach 2 erfolgreichen SP Runden war "meh". Und das obwohl ich Spring basierte RTS Spiele sehr gerne gespielt habe (z.B. Imperial Winter auf diversen LANs).

BAR reiht sich somit bei mir in die ehrenvollen Ränge von Kürbis, Kiel, Amazon Prime, Marvel und Apple ein. Schön wenn es anderen gefällt, aber ich brauche es nicht.

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