A Twisted Tale - Skurriles Retrovibe-Adventure unter Linux im Review

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Gegen Ende Dezember rief die Solo-Entwicklerin Eva im Fediverse dazu auf, ihr Point & Click-Adventure "A Twisted Tale" zu spielen und einen Review auf Steam zu schreiben. Weil das Spiel eine native Linux-Version mitliefert und wir uns gerne Adventures näher anschauen, haben wir hier Kontakt aufgenommen. Vielen Dank an Voodoo Bembel für die kostenlose Bereitstellung der Review-Version! Diese konnten wir nun einmal komplett durchspielen.

Gerade weil es sich hierbei um eine Adventure handelt, versuchen wir möglichst vage zu bleiben, Lösungen oder Hinweise werden wir entsprechend natürlich nicht in das Review einbauen. Wenn es aber um Spielmechanik geht, werdet ihr eventuell ein oder zwei Gegenstände oder Themen im Spiel wiedererkennen können.

Über das Spiel

A Twisted Tale ist ein klassisches Point and Click-Adventure. Es spielt in einer skurrilen, leicht abgedrehten Welt, durch die Vio über einen versehentlichen Sprung durch ein plötzlich erscheinendes Portal geschleudert wird. Der Rückweg gestaltet sich ganz nach Sliders-Manier natürlich nicht ganz so leicht. Denn das Portal schließt sich natürlich sofort und wir sind mit Vio in der neuen Dimension gefangen. Unser Auftrag ist klar: Vio dabei zu helfen irgendwie das Portal wieder zu öffnen und nach Hause zu gelangen. Wir müssen dazu einen Gegenstand finden und müssen uns zwangsläufig mit den skurrilen Bewohnern dieser Welt auseinandersetzen, um schlussendlich an das Utensil zu gelangen.

Episoden und Kaufen

A Twisted Tale ist leider kein vollständig abgeschlossenes Spiel. Es ist angedacht, dass Vio mehrmals das Portal benutzt und in verschiedenen Welten landet. Jede Welt wird dabei in einer eigenen Episode erzählt. Zum Zeitpunkt des Reviews ist nur Episode 1 auf Steam und itch.io verfügbar, diese wird hier auch besprochen. Jede Episode muss dabei separat erworben werden. Das Hauptspiel, oder auch Episode 1, kostet aktuell €15,99 auf Steam und $18,99 auf itch.io. Auf beiden Plattformen bekommt ihr eine native Linuxfassung des Spiels, einen Steamkey bekommt ihr beim itch-Release jedoch nicht dazu.

Grafik & Sound

Die Oberfläche gestaltet sich in einer üblichen tiefen 2D-Darstellung. Das bedeutet, dass wir mit den Elementen im Vordergrund und aber auch im Hintergrund interagieren können. So können wir in andere Bereiche der Welt gelangen und müssen uns nicht nur nach links und rechts-außen bewegen.

Die Hintergründe der einzelnen Szenen sind digital handgemalt. Ebenso die Charaktere und die Protagonistin selbst. Dabei sind einige Elemente immer animiert. Bei Vio selbst sind die Augen der Protagonistin beweglich und so schaut sie manchmal nach Vorne, oder sind mittig. In den meisten Fällen jedoch schaut Vio irgendwie nach hinten links. Das sieht jedoch ein wenig merkwürdig und unpassend aus und so steht Vio dann etwas verquer dreinblickend in der Landschaft herum.

Bleibt zur Grafik noch zu erwähnen, dass es im Spiel drei verschiedene Zeichenstile gibt. Das Intro zu beginn wirkt etwas realistischer, sobald die Spielgrafik jedoch einsetzt, wechselt der grundlegende Stil. Allerdings scheint Vio in noch einem anderen Zeichenstil erstellt worden zu sein als der Rest. Sie sticht immer heraus. Möglicherweise soll das besser verdeutlichen, dass sie fremd in dieser "Dimension" ist, es bleibt aber immer ein Resteindruck von "hereingesetzt". Nimmt man den dritten Zeichnungsstil aus dem Intro noch dazu, so erhält man ganze drei Stile in einem Spiel.

Die Vertonung ist einwandfrei. Auf jedem Screen düdelt Hintergrundmusik von irgendwo her und mit jedem Charakter kann man sprechen. Dabei sind alle Personen im Spiel voll vertont - und das sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch. An wenigen Punkten hat man das Gefühl, dass die Betonung ein wenig zu sehr "gewollt" klingt. Es ist aber dennoch professionell umgesetzt. Man muss schließlich auch berücksichtigen, dass es sich hierbei um eine Premiere der Entwicklerin handelt - und dass Indieproduktionen natürlich nicht mit den Budgets der großen Studios mithalten können. Insofern ist eine vollständige Sprachunterstützung - sogar in zwei Sprachen - hier sehr positiv anzurechnen.

Gameplay

Wir haben ein Adventure vor uns. Es ist zu erwarten, dass wir mit der Maus Dinge anklicken können und diese Gegenstände irgendwie mit anderen zusammenbringen oder verbinden können. Das Spiel selbst hat dabei keine Elemente auf dem Bildschirm bis auf den Mauszeiger. Die Interaktionen im Spiel beschränken sich auf die linke und die rechte Maustaste. Am Anfang sucht man vergeblich nach einem Hinweis oder einem Symbol, wie man an das Inventar gelangt - man könnte auch denken, es gibt keines. Bis man schlussendlich die rechte Maustaste bedient und sich das Inventar öffnet. Ein Tutorial ist jetzt vielleicht nicht gleich notwendig, da man aber ja nicht weiß, wie sich das Spiel spielen soll, wäre ein Hinweis über ein Symbol ganz nett.

Mit diesem Wissen ausgestattet bewegen wir uns also mit Vio über die Karten und klicken alles an, was sich finden lässt. Eine Heatmap ist nicht im Spiel integriert, die Optionen sind aber übersichtlich und man findet schnell die dazu nötigen Gegenstände. Während wir fleißig alles einsammeln, was sich einsammeln lässt und was man eventuell später nochmal gebrauchen könnte, finden wir auch Orte, wo wir unsere gefunden Schätze ablegen können. Einige der gefundenen Gegenstände können wir in einem Fischglas ablegen. Sieht schick aus, es passiert aber erstmal nichts. Man sollte aber eventuell vom Spiel in irgendeiner Weise darauf hingewiesen werden, dass man den Gegenstand an einer anderen Stelle noch braucht. Zum Glück braucht man diesen aber nur für ein Achievement. Das Spiel wird dadurch nicht blockiert.

Manche Interaktionen scheinen ab einem gewissen Fortschrittspunkt keine weiteren Aktionen mehr zu haben. In der Stadt muss man irgendwie an den Eimer des Vogelangelers gelangen. Ist das geglückt steht der Eimer dort noch herum für eine spätere Interaktion. Wenn wir versuchen danach noch mit dem Eimer zu interagieren, passiert einfach gar nichts mehr. Hier wäre eventuell eine Reaktion von Vio in irgendeiner Form gut, um dem Spieler zu signalisieren, dass das Spiel Bescheid weiß. Ich hatte kurz den Eindruck, dass hier eventuell ein Fehler vorliegen könnte.

Beim Rätselraten fand ich ein wenig irritierend, dass man einige Gegenstände mehrfach anwählen muss, bevor die richtige Option zur Verfügung stand oder es irgendwie weiterging. Auch muss man bei einigen Rätseln erst "erneut" in den Raum hereinkommen, damit das richtige Item erscheint. Oder man muss erfahren, dass man einfach eine Weile warten muss, bevor sich ein gewisses Insekt selbst befreien kann. Das Spiel gibt einem hier leider keine Hinweise darauf, so dass die Lösung hier sehr zufällig wirkt und außerhalb unserem Handlungsrahmens. Kurze Beobachtungsbeschreibungen der Protagonistin könnten hier bestimmt helfen, damit man als Spieler nicht so im Dunkeln steht. Sonst wirken diese Verzögerungen sehr willkürlich.

Fazit

Als Erstlingswerk hat die Entwicklerin Eva hier ein beeindruckend Adventure geschaffen. Die Ecken sind an einigen Stellen noch etwas rau, lassen sich aber in späteren Episoden sicher ausbügeln. Der Geschichte zu folgen, war jedoch etwas mühselig. So fragt man sich nach dem Intro zurecht, wie von jetzt auf gleich das Portal erscheinen konnte und wo Vio hintransportiert worden ist. Vio selbst stört das aber nach wenigen Sätzen kaum noch und sie bewegt sich selbstbewusst in dieser skurrilen Welt - das wirkt etwas charakterlos. Mehr über Vio selbst erfahren wir in der jetzt gespielten Episode 1 auch nicht. Weder wer sie ist und warum sie einfach so in ein Portal spaziert, welches sich in ihrem Café auftut. Wenn wir erfahren könnten, was Vio antreibt und wer Vio als Person wirklich ist, könnte man sich deutlich einfacher mit ihr identifizieren.

Durchgespielt habe ich Episode 1 in etwas unter 3 Stunden. Dabei sind aber noch einige Achievements offen. Neben einigen wirklich hart knackbaren Rätseln, erhält man hier aber ein grundsolides Adventure mit vielen Anekdoten auf die 80er Jahre, die man überall im Spiel entdecken kann. Wer dabei Spaß hat, Adventures mag und das Entwicklungspotential in dem Spiel erkennt, sollte sich das einmal anschauen. Es gibt eine (zeitlich recht kurze Demo), die man Probespielen kann.

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