Project Bossanova - erstes 3D-Spiel exklusiv für Linux

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Na? So eine Überschrift geht doch runter wie Butter oder? Ein 3D-Spiel, vermutlich hochwertig und dann auch exklusiv nur für Linux. Alle Macler und Fensterchen werden neidisch auf den Pinguin blicken und außen vor bleiben. Mal sehen wie weit Theorie und Praxis voneinander entfernt sind.

Project Bossanova

Der Newsletter

Anfang Februar erhielten Personen die sich "years ago" (Originalzitat) in einen Newsletter von Alky eingetragen hatten eine E-Mail. Inhalt dieser E-Mail war die Aussage, dass Transgaming einen großartigen Job beim Liefern von hochqualitativen Spielen für Mac-User gemacht hat, das dort aber leider die Linuxbasis aufgegeben wurde. Die Versuche von Linux Game Publishing diese Lücke zu füllen werden als "nicht weltbewegend" beschrieben. Man macht weiter die Annahme, dass Spiele zu portieren nicht das Gelbe vom Ei sei und man sich langsam aber sicher umstellen sollte ("Well, enough is enough"). Aus diesem Grunde wurde das Projekt Bossanova in die Welt gerufen. Ziel ist es "a high-end game that ONLY runs on Linux" zu liefern.
Der Plan dazu sei bereits in der Mache. Es wird dazu aufgefordert sich hier weiter zu informieren und ggf. anzuschließen. Auch wird darum gebeten sich die Minute Zeit zu nehmen um die Nachricht über digg.com zu verbreiten. Zum Abschluss wird zu Recht erkannt, dass mancher Empfänger dieser E-Mail vielleicht gar kein Fan von Linux sein könnte und daher keinen Nutzen in der E-Mail sieht. Immerhin war die Mailinglist ja mal für etwas ganz Anderes gedacht. Man verspricht, dass das die einzige E-Mail rund um das Projekt Bossanova für diesen Mailverteiler sein wird.

Das Projekt

Soviel zur Wiedergabe des Inhalts der E-Mail, Zeit sich genauer mit dem Thema zu beschäftigen.

Besucht man ProjectBossanova.com sieht man auf weißem Hintergrund eine aktuelle Statusmeldung. Bossanova.com arbeitet mit Desura, dem Team hinter ModDB und IndieDB, zusammen und veranstaltet einen Kontest um die Förderung zur Entwicklung eines 3D Linuxspiels. Wie man im Newsletter noch hätte erwarten können produziert bossanova nämlich nicht selbst sondern ist lediglich ein dahinterstehender Geldgeber. Für Spieleentwickler mit einem passenden Titel in petto steht dort auch dieser Link um am Kontest teilzunehmen. Außerdem findet sich noch ein Fensterchen zum Eintragen in einen bossanova-Newsletter.

Die Teilnahmebedingungen am Projekt sind wie folgt: Man muss sich verpflichten, das geplante Spiel nur für Linux zur Verfügung zu stellen. Der Profit wird, wie sollte es anders sein, mit dem Projekt geteilt und man wird dazu ermutigt/aufgefordert/angespornt (?) das Spiel unter einer "OSI-approved license" zu entwickeln.

Ab dem 28. März soll es jedem möglich sein für sein favorisiertes Projekt zu stimmen und somit zum Entscheid des Wettbewerbs beizutragen.

Tiefer gegraben

Bis hier hin klingt die Angelegenheit nicht schlecht und unterstützenswert, lässt man die Tatsache, dass ein reines Linuxspiel wohl kaum kommerziellen Erfolg haben wird mal außen vor. Gräbt man allerdings etwas tiefer stößt man mit "Alky", dem Absender des Newsletters dem dieser Newsbeitrag zu Grunde liegt und mit dem er beginnt, auf eher weniger schöne Informationen. Das Archiv von Golem.de zum Beispiel erinnert sich noch. Alky war der Versuch Windows-Binarys für Linux und MacOS ausführbar zu machen. Das Projekt wurde fallen gelassen und ist seitdem als Open Source verfügbar. Das wäre ja noch zu verschmerzen, hätte es damals nicht ein "Sapling Program" gegeben. Die Teilnehmerzahl an diesem Sapling Program war auf 5000 Personen beschränkt aber für eine "geringe" Gebühr von 50 US-Dollar konnte man daran teilnehmen.
Wie Golem.de damals ganz richtig schrieb: "Wer mit der Entwicklung nicht zufrieden ist, bekommt sein Geld nicht zurückerstattet; Unterstützern bleibt da nur zu wünschen, dass es nicht weitere strategische Neuausrichtungen des Alky-Projekts geben oder selbiges irgendwann ganz eingestellt wird."
... wie die Sache schlussendlich ausgegangen ist, steht weiter oben.

Aufgefallen ist uns außerdem folgender Widerspruch. In den Teilnahmeregeln findet sich das Zitat: "... and will also be encouraged to publish the game's code under an OSI-approved license." ... also wird darum gebeten, den Code des Spiels unter einer OSI-zugelassenen Lizenz zu veröffentlichen. In der FAQ wird diese Aussage aber unseres Erachtens mit
"Will your game be FOSS software? - We haven’t made our ultimate decision here, but likely, no"
wieder aufgehoben was verwirrend erscheint. Vielleicht interpretieren wir die Dinge auch falsch. Kommentare dazu sind gerne gesehen.

Schlusswort

Was ist also jetzt von diesem Bossanova-Project, was ja anscheinend entfernt mit dem gescheiterten Alky-Project zu tun, zu halten? Grundlegend ist es eine bemerkenswerte und zu unterstützende Ideologie, die Vorgeschichte säuert das Schmankerl allerdings ein bisschen an. Bisher findet sich auf der Homepage noch kein Hinweis darauf das unterstützende Spendenzahlungen gerne entgegengenommen werden oder das man "exklusiven Inhalt" gegen einen Obolus früher als der Rest erhalten kann. Wenn es allerdings irgendwann soweit sein sollte, hoffen wir das der übereilte Klick zum "Donate"-Button vielleicht aufgrund dieser News etwas wohlüberlegter sein wird.

thechef
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Warum sollte das unterstützenswert sein?
Wir zahlens dem Windows-Regime jetzt heim?

Linux hat sich bisher auch ohne solche merkwürdigen Projekte schon als als Highend-Spiele-System behauptet. Es braucht wie bisher ehrliche und freundliche Ansätze.

Künstlich beschränkte Software war bisher immer zum Scheitern verurteilt.

Commandline
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@thechef
Wir alle Wissen das Linux ganz oben mitspielt. Aber den Massenmarkt konnte man trotz dieser Tatsache noch nicht so richtig angreifen. Ein sehr gut gemachtes, exklusives Spiel hingegen kommt dem Konsolen-Trick nahe. Man bringe ein exklusives Spiel nur für eine Plattform heraus, und schon gibt es Umsteiger/Käufer (oder Leute die es sich wenigstens mal ansehen).

Beispiel: Ich habe einen Kollegen der Ryzom Fanatisch ist (in 6 Monaten ein Level auf 250 und viele auf 200-230. Das ist Krank btw). Obwohl Ryzom unter Linux Nativ geworden ist und er Windows nicht wirklich leiden kann, bleibt er bei Windows. Wäre Ryzom aber z.B. exklusiv für Linux, hätte er Windows längst verbannt. (Zugeben, ein bisschen Faulheit spielt bei ihm auch mit ;))

caedes
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@Commandline: Wäre Ryzom Linux-only hätte er nie angenfangen, es zu spielen.
Dass er zu faul ist, Linux zu nutzen (obwohl er ja Windows nicht leiden kann, aber wer gibt schon zu Windows leiden zu können) ist ein davon unabhängiges Problem.

Dazu kommt, dass so nen Projekt wirtschaftlich keinen Sinn macht. Der aktuelle Stand bei Linuxgames ist ja eigentlich "lohnt sich die Portierung vom Windows-Spiel finanziell?" - aber ein Spiel komplett zu entwickeln ist idR um Größenordnungen teurer als ein fertiges Spiel zu portieren. Sich dann auf den doch noch relativ kleinen Linuxmarkt zu beschränken ist dämlich.

Desti
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Sinn des Projekts ist es gerade zu beweisen, dass man mit Linux eben doch Geld verdienen kann. Offensichtlich lässt du dich zu sehr von den Millionenverkaufszahlen einzelner AAA Titel blenden, die meisten Windowsspiele verkaufen sich auch nicht häufiger als ein paar zehntausend oder hundertausend male.
Linux wird nie mehr Marktanteil bekommen, wenn es nur 10 Jahre alte Portierungen ohne Support und Patches gibt.
Zudem können Windowsnutzer dann immer noch mit Reversewine spielen, oder einen Streamingdienst wie OnLive benutzen.

rettichschnidi
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Müsste ich wetten, so würde ich auf die Option "das wird ein Desaster" setzen. ;)

meldrian
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Ich wollte schon seit langem mal etwas ausprobieren und mir scheint es bietet sich die Gelegenheit dafür.
Auf gehts Jungs und Mädels, voten!

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