Graveyard Keeper, eine etwas morbide und historisch inkorrekte Friedhofssimulationen (laut Angaben des Herstellers). Offiziell wurde es am 15.08.2018 veröffentlicht, inklusive Linux-Version beim Start. Entwickler sind Lazy Bear Games (auch bekannt für Punch Club) und als Publisher tritt hier tinyBuild auf. Von tinyBuild haben wir freundlicherweise auch unseren Key erhalten, vielen Dank dafür.
Zur Story
Stellt euch vor ihr besorgt noch nach der Arbeit kurz etwas für eure bessere Hälfte, die schon zuhause auf euch wartet. Ein kurzer Blick aufs Handy und es trifft euch auf dem Nachhauseweg. Ihr wacht in einer Wolke auf und werde vom Tod begrüßt. Ohne große Erklärungen werdet ihr mit der wagen Hoffnung eure Liebste je wieder sehen zu können in eure neue Aufgabe geschickt. In einem altertümlichen Holzhaus wacht ihr auf und werdet von einem sprechenden Totenkopf begrüßt.
Das ist der Beginn eurer abenteuerlichen Geschichte als Friedhofswärter. In dem bizarren und abgedrehten Stil geht es weiter, eure erste Aufgabe ist sogleich das Abtrennen des guten Fleisches von den Leichen. Schließlich lässt sich damit Geld verdienen. Die erste Aufgabe ist erledigt, dann bekommt ihr sogleich die nächste, nämlich den Schandfleck eures Friedhofs in etwas Schönes und Herzeigbares zu verwandeln.
Mehr wollen wir euch erst mal von der Story nicht verraten, die Dialoge sind nämlich tatsächlich ziemlich gut und interessant. Wer aufmerksam die zahlreichen Texte liest und verfolgt, kann in einen interessanten mittelalterlichen Religionskampf verwickelt werden.
Die Technik, Thaddäus!
Die Qualität der Linux-Portierung ist erste Sahne. Die üblichen Unity-Probleme scheinen bereits ausgemerzt worden zu sein.
Getestet wurde die Steam-Version auf einem Kubuntu 18.04 mit einer NVIDIA 960 (4GB) mit der Treiberversion 390.48.
Offiziell wird Ubuntu 16.04 und 18.04 unterstützt.
Steuern lässt es sich bequem per Controller oder Tastatur.
Die Grafik kommt ansprechend daher und so erinnert das Spiel nicht nur inhaltlich an Stardew Valley, sondern siedelt sich auch grafisch in dessen Nähe an. Die Wettereffekte sind schön und bringen wirklich Stimmung. Der Tag-/Nachtwechsel findet gefühlt sehr häufig statt bringt aber umso mehr dämmrige Stimmung ins Spiel.
Also alles in allem grundsolide und gute Voraussetzungen für ein schickes Spiel. Aber.
Ja, aber?
Aber leider hat es mir keinen Spaß gemacht. Nun gut, einige Teile machen schon ziemlich Spaß, auch sind die Möglichkeiten wirklich umfangreich. Der Humor ist morbide und wird sicher seine Zielgruppe finden und überzeugen. Aber an mir ging der Spaß leider schon nach ein paar Minuten vorbei. Dabei hat eher die Spielmechanik mich nicht wirklich überzeugt als das Spiel selbst. Dennoch ist diese natürlich zentraler und essentieller Teil eines Spiels. Bevor es hier noch philosophischer und Meta-Ebenen-tiefer wird, möchte ich darauf etwas mehr eingehen.
Der Beginn des Spiels ist mit dem Intro gespickt. Das ist interessant und gut gemacht und der Beginn des Spiels stellt auch gleich den Tutorial-Teil dar. Okay, der ist auch nicht überspringbar und gespickt mit Sequenzen in denen ich meine Figur auch nicht bewegen kann. Beim ersten Mal gut, gehört zum Tutorial. Aber beim zweiten Spielstart? Und dritten? Jedes mal wieder darf man sich diese Sequenzen anschauen. Ich denke ihr könnt euch vorstellen, dass dieses Zwangsschauen schon im Fernsehen nicht mehr zeitgemäß ist.
Im Spiel nun endlich angekommen und die Bewegungsfreiheit nicht mehr eingeschränkt geht das Quest-Chaos los. Eigentlich wollten wir uns erst mal nur um den Friedhof kümmern. Dann sollen wir in die Stadt. Dort treffen wir den Wirt. Im Gasthaus noch zwei oder drei andere Leute. Jeder hat Aufgaben und zack haben wir die alle an der Backe. Okay, gut. Viel auf einmal. Aber damit nicht genug, am Anfang erzeugt fast jede Interaktion einen Erkenntnisgewinn und sorgt so für die Freischaltung neuer Rezepte und Möglichkeiten. Der Forschungsbaum will gepflegt werden, dieser in verschiedene Kategorien eingeteilt. Die Punkte, die man sammelt unterscheiden sich auch nochmal in drei Symbole. Wofür die genau stehen, hab ich leider vergessen, nachgucken geht auch nicht, ich hab leider keine nachträgliche Erklärung dazu gefunden. Man kann sie zum Forschen einsetzen. Mehr verrät mir das Spiel nicht mehr.
Informationen sind gut, aber hier scheinen sie auf einen einzuprasseln. Muss man wirklich mit zig Quests bombardiert werden am Spielanfang? Für mich persönlich ist das einfach zu viel des Guten.
Wer nun denkt, dass man diese Quests dann einfach abarbeiten kann, sind ja schließlich Beginner-Quests. Leider nicht. Diese Quests erfordern Materialien, für die man noch einiges an Arbeit ins Spiel investieren muss. Es beginnt also eine Art Quest-Kaskade. Für bestimmte Gegenstände oder Rohstoffe müssen wir viele Zwischenwege gehen. Alleine für das Holz gibt es vier Grundarten und vier entsprechende Werkzeuge dazu. Hat man dann die gewünschten Gegenstände endlich erstellt, darf man feststellen, dass die gerade frischen Craft-Items nur Zwischenschritte im Crafting-Baum nach oben waren. Mental bildet sich da bei mir eine mächtig verzweigter Baum. Die Restriktionen im Item-Handling tun ihr übriges dazu. Gegenstände müssen in den dafür vorgesehenen Kisten liegen. Hat man das Item in der Hand/Rucksack ist es leider nicht auffindbar. Muss man lernen, sagt einem das Spiel auch nicht.
Der Spieler muss neben diesen Dingen auch auf die Ausdauerleiste des Charakters einen Blick haben. Verausgabt man sich zu sehr muss man schlafen um wieder Kraft aufzubauen. Dabei sollte man den Tag-/Nacht-Rhythmus auch bedenken. Einige der Quest-Personen lassen sich auch nur zu bestimmten Tagen und Uhrzeiten blicken.
Kaufen
Graveyard Keeper ist bei Steam und drm-frei bei GOG für Linux erhältlich. Im HumbleStore gibt es einen Steam-Key und offiziell nur die Windows-Version. Es kostet €16,79.
Fazit
Schwierig, vielleicht hat das Spiel einfach nur meinen Nerv nicht getroffen. Grafisch ist es sehr ansprechend und schick, der Entwickler hat hier wirklich viel Detail einfließen lassen. Die Crafting- und Quest-Strukturen sind mir aber viel zu schnell, zu überladen und tiefgängig.
Wer Stardew Valley mag und sich von Mittel-Zum-Zweck-Crafting nicht abschrecken lässt, wird sicher gefallen an Graveyard Keeper finden.
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