Tuxedo Book XP1610

Bild des Benutzers comrad

Das TUXEDO Book XP1610 im Dauertest

Der Anfang

Tuxedo Computers ist ein in Augsburg, Deutschland ansässiger Hardware-Hersteller und Ausstatter mit besonderem Fokus auf vollständige Linuxunterstützung seiner Gerätereihen.

In der Vergangenheit haben wir schon einige Systeme von Tuxedo Computers auf ihre Spieletauglichkeit ausprobiert: das Tuxedo Book XC1506, XC1706, XC1507, XC1507v2 sowie das Tuxedo Infinity Book Pro 13v3.

Im Frühling 2019 entstand die Idee zwischen Tuxedo und Comrad mal ein Gerät über längere Zeit auf die Alltagstauglichkeit hin auszuprobieren und das Gerät das vollständigen Desktopersatz über einige Monate im Einsatz zu erproben. Das neben der Arbeit natürlich auch das Spielen statt findet, war natürlich klar, aber tatsächlich sollte diesmal das Hauptaugenmerk auf die Einrichtung und die tägliche Nutzung gelegt werden. Die NVIDIA-Hardware zum Spielen, die Tuxedo üblicherweise verbaut haben wir ja in den Tests vorher schon ausreichend auf Spieletauglichkeit überprüfen können.

In Absprache mit Tuxedo habe ich zugestimmt ein Standardgerät von Tuxedo für Gaming und die geplante Software-Entwicklung für privat sowie für die Entwicklung der neuen Holarse-Webseite und vielen weiteren Linux-Entwicklungsarbeiten, Verwaltungsarbeiten und das was man tagtäglich am Rechner zu tun hat, zu verwenden. Dafür brauchte ich in erster Linie eine brauchbare Grafikkarte, ein wenig RAM für die Java-IDE und die Ausführung der Holarse-Datenbank und des Application Servers. Außerdem soll das Gerät nicht zu groß sein aber dennoch als Desktop-Ersatz herhalten. Die Festplatte sollte für die Steam-Bibliothek nicht allzu klein ausfallen.

Die Wahl fiel auf ein TUXEDO Book XP1610. Was ist denn das XP? XP steht für e_X_treme Power und _P_rofessional Claims und bietet leistungsstarke Hardware in einem robusten Laptop-Gehäuse. Hatten wir anfangs abgesprochen, dass die Hardwarekomponenten noch im moderaten Mittelfeld liegen sollten, so lies mich nach einiger Wartezeit Tuxedo wissen, dass auf die schnelle kein solches Testgerät zusammenzustellen wäre, sie jedoch eine etwas angepasste Konfiguration anzubieten hätten. Was daraus geworden ist:

Das neue Testgerät ist ein Intel(R) Core(TM) i7-9750H CPU @ 2.60GHz, der sechs Kerne und, inklusive Hyperthreading, 12 Threads bereit stellt. Die 32 GB RAM sorgen für reichlich Auslagerungsfläche während des Betriebs. Für das längerfristige Aufbewahren ist eine schnelle NVMe über PCI-E verbaut, die einen Terabyte Platz bietet. Die Grafik wird zum einen von der integrierten Intel-Grafikkarte (Intel UHD 630) und der dedizierten NVIDIA Geforce RTX 2060 geliefert. Die Kosten für diese Gerätekonfiguration liegen bei ca. €1984,00.

Ausgeliefert wurde uns das Gerät mit dem Tuxedo Standard-Betriebssystem Tuxedo Budgie. Installiert wurde später dann noch openSUSE Leap 15.1 über das WebFAI.

Getestet wurde das Notebook im Zeitraum von Juli bis Dezember 2019 in täglicher Anwendung. Vielen Dank an Tuxedo für die Leihgabe des Geräts an dieser Stelle.

Auspacken und los geht's

Das Paket kam zügig an und entsprach dem gewohnten Tuxedo-Lieferumfang. Es ist immer schön noch etwas Goodies dazuzubekommen, Tuxedo liefert neben der Dokumentation noch manchmal kleine Plüschtuxe, Notizblöcke, Stifte und ein Mauspad mit. Die genaue Zusammensetzung ist immer etwas anderes, ich freu mich jedoch immer über so etwas.

Vorinstalliert war das XP1610 mit dem Tuxedo Budgie basierend auf der jeweilig aktuellen Ubuntu LTS-Version. Ich hatte mich explizit für das Standardbetriebssystem vom Hersteller entschlossen, da es in diesem Test ja um die Alltagstauglichkeit gehen soll und ich vorher Budgie nur bei Kollegen im Einsatz gesehen hatte.

Etwa eine Woche hab ich mich mit dem Tuxedo Budgie auseinandergesetzt und es täglich benutzt. Für einen alteingesessenen KDE-Benutzer hat die Budgie-Oberfläche durchaus einiges an bekannten Komponenten zu bieten. Was aber leider jedem neuen Desktop Environment fehlt sind die vielen kleinen Helferlein und die Integration ins System. Ich bin aber lieber eine der etwas traditionelleren Oberflächen gewohnt und installiere meine Systeme am liebsten auch selbst. Zum Spielen habe ich mich jedoch zu einem klassischen Ubuntu entschlossen. Unter anderem auch in der Hoffnung, dass dort der softwareseitige Wechsel zwischen Intel- und der NVIDIA-Grafikkarte einfacher von Statten gehen würde.

Das folgende Ubuntu 18.04 LTS konnte ich jedoch nicht so leicht dazu bewegen die eingestellte Intel-Grafikkarte (Intel UHD 630) gegen die NVIDIA-Karte (NVIDIA Geforce RTX 2060) zu tauschen. Bevor ich mich jedoch im Internet schlau machen wollte, habe ich mir gedacht doch einfach mal die sonst so gerne ignorierten Beilagenzettel zu konsultieren. Leider habe ich dort nichts zu dem Thema gefunden. Mein Rat an Tuxedo ist hier die beiliegende Information und Dokumentation aufzubessern. Wer ein solches Gerät kauft, und knapp 2000€ bezahlt, der kann auch erwarten, dass er im Lieferumfang des Laptops eine Informationsbroschüre bekommt, in welcher erklärt wird, wie man beim Tuxedo zwischen diesen beiden Karten hin- und her wechselt und welche Schwierigkeiten es Linux-bedingt geben kann. Zwar beschäftige ich mich schon sehr sehr lange mit Linux, ein PRIME-basiertes Gerät hatte ich jedoch noch nicht vor mir, oder hab es ignorieren können, da die NVIDIA-Karte sich über betriebssystemunabhängige Wege aktivieren lies und die Grafikperformance mich primär interessierte. Mein Vorgehen war zunächst, wie gewohnt bei den anderen Tuxedo-Geräten, im BIOS nachzuschauen und die Grafikkarte auf "DISCRETE" zu ändern (war damals über den Tuxedo-Support zu erfahren). Das aktuelle BIOS/EFI ist zwar hübsch mit grafischer Oberfläche, allerdings mangelt es ihm stark an einzustellenden und verständlichen Optionen. Im Nachhinein habe ich festgestellt, dass es sich "Professional BIOS" nennt und auf der Tuxedo-Webseite (hier) beschrieben wird.

Auch die Recherche auf der Tuxedo-Webseite zu dem Laptop führte nur ins Nirwana. Erwartet hätte ich einen Eintrag im FAQ, da ich ja nicht der einzige sein dürfte, der bei seinem Power-Horse die Grafikkarte mit der Performance aktivieren möchte.

Am Ende hatte ich zwar den Wechsel softwareseitig mit prime-select einstellen und die NVIDIA-Karte nutzen können, aber diese Information war nur über etliche Suchen im Internet und einen zufällig gefundenen Eintrag auf der Tuxedo-Seite zu finden. Grundsätzlich finden sich einige Hinweise für openSUSE und DISCRETE-Mode (wobei man wissen muss, was das bedeutet) hier, sie sollten aber wirklich prominenter beim gekauften Gerät hinterlegt werden.

Betriebsystem wechsel dich - mit WebFAI

Mit WebFAI von Tuxedo kann man sein Betriebssystem wechseln und auch neuere Versionen installieren, die dennoch mit den Tuxedo-Erweiterungen daher kommen und volle Hardwareunterstützung von Haus aus bieten. Weil ich in der ersten eigenen Installation (auch über WebFAI) auf einen Fehler im Installationsprogramm gestossen bin, der an einer Stelle eine Eingabe erwartete, aber keine Ausgabe dazu darstellte, hat sich die Installation etwas schwieriger erwiesen.
Mit einem dann zufällig eingegebenen Tastendruck habe ich die verdeckte Frage prompt verneint, was zum Abbruch der Installation führte. Der Tuxedo-Support war hier sehr zuvorkommend und versuchte das von mir immer wieder nachstellbare Problem zu finden, leider ohne Erfolg. Später sollte sich herausstellen, dass meine WebFAI-Installation hier eine Macke hatte. Mit einem erneut installiertem Image trat das Problem dann nicht mehr auf.

Das so frisch eingerichtete Ubuntu hatte nach obiger holpriger NVIDIA-Installation dann endlich zu seiner erwarteten Stärke gefunden. Zufrieden war ich allerdings nicht, denn der Lüfter ging permanent an. Er blieb jedoch auch nicht auf dem Niveau, sondern regelte sich dauernd wieder herunter. Das Auf- und Ab machte das mentale Ausblenden auch mit Kopfhörern nicht möglich. Es war wie oben schon erwähnt: wie verhext. In Spielen verhielt sich der Lüfter trotz deutlich höherer Belastung identisch und regelte immer wieder hoch und runter. Der Wechsel auf openSUSE sollte hier leider auch nicht den gewünschten Erfolg bringen.

Hinzu kam, dass der Sound auch nur sporadisch funktionierte. Ein Hinweis vom netten Tuxedo-Support (siehe unten) brachte erstmal keine Besserung. Wenn der Ton mal funktionierte, dann klang er extrem blechern und lies sich auch lautstärkemäßig nicht regulieren. Die Krönung war dann, dass ich den angesteckten Kopfhörer gleich wieder abklemmen konnte, denn der Ton kam weiterhin aus den Boxen. Das Headset wurde einfach ignoriert.

Saubere Installation und alles flutscht

Frustriert, lies ich das Gerät einige Tage lang ruhen. Mit einem frischen WebFAI-Image versuchte ich mich erneut an der openSUSE-Installation und siehe da, sie klappte auf Anhieb ohne Probleme. Auch ließ sich die Grafikkarte mit prime-select sofort von Intel auf NVIDIA umschalten und stand nach einem Neustart des Systems bereit. Von dem Lüfter höre ich übrigens bis auf ein minimales Untergrundrauschen gar nichts mehr. Selbst in Spielen wie Total War: WARHAMMER II oder aber auch Tomb Raider (mit Voreinstellung Ultimate und Triple-Buffer), das die Grafik schon gut ausreizt, bleibt der Lüfter ruhig. Die Erwartung, dass bei ausbleibendem Lüftergeräusch das Gerät heiß werden müsste, bestätigte sich nicht: die linke Hand kann ohne gebraten zu werden auf dem Laptop verbleiben. Sehr gut!

Jetzt könnte ich an dieser Stelle natürlich die technische Überlegenheit von openSUSE gegenüber Ubuntu und anderen Distributionen preisen. Mach ich aber selbstverständlich nicht. Eine spätere nachgezogene Ubuntu-Installation hatte sich nämlich als genauso technisch fehlerfrei erwiesen. Was da in der ersten Ubuntu-Installation genau falsch gelaufen ist lässt sich nachträglich nur noch schwerlich nachvollziehen. Im Schluss zählt, dass beide Systeme gut funktioniert haben und alle Hardware vollständig und wie versprochen unterstützt worden ist.

Spielen mit der NVIDIA-Karte

Das TUXEDO Book XP1610 wurde mit einer NVIDIA Geforce 2060 RTX mit 6GB VRAM ausgeliefert. Tuxedo liefert seine Betriebssystem-Images bereits so aus, dass der proprietäre NVIDIA-Treiber schon aktiv und betriebsbereit ist. Im verwendeten openSUSE Leap 15.1-Image wird der NVIDIA-Treiber 435.21 und später der 440.31 verwendet.

Angesichts der Karte brauche ich keine lapidaren Performance-Ergebnisse zu präsentieren, um klarzumachen, dass sie mir natürlich den Kitt aus der Brille drückt (Referenz zum Zitat). Die großen und aktuellen Titel wie Total War: WARHAMMER II konnten im Benchmark-Modus auf den höchsten Stufen im Frameratenbereich von 40 bis 60 FPS angezeigt werden. Als Leistungsstellschraube entpuppte sich das Anti-Aliasing und die Buffer-Filtering. Insgesamt hatte ich mit der Leistung der Grafikkarte keinerlei Beschwerden zu vermelden, weitere titel wie Shadow of the Tomb Raider oder TOTAL WAR: THREE KINGDOMS habe ich auch bequem damit spielen können.

Der Laptop im Alltag

Deckel schließen

Wenn ich den Deckel schließe, während der Laptop aktiv ist, dann bekommt man unter Windows-Laptops die Option, dass das Notebook in einen Hibernation-Modus geht und den Zustand zwischenspeichert, den es zu dem Zeitpunkt der Ausführung innehält. So wird der gesamte Speicher des Laptops eingefroren und auf die Festplatte geschrieben. Startet der Laptop das nächste Mal, kann er von diesem Startpunkt aus den Laptop wiederherstellen. Vorteil hierbei ist, dass der Laptop komplett ausgeschaltet werden kann.

Im Hybridgen-Hibernation-Modus wird der Laptop in einem Stromsparmodus versetzt. Der Laptop bleibt an, merkt sich aber den Speicherzustand und kehrt nach dem Öffnen der Klappe wieder zu diesem zurück.

Diese Optionen kann man in KDE unter Systemeinstellungen -> Energiesparmodus -> Knopf-Ereignisbehandlung einstellen. Im Auswahlfeld "Wenn der Bildschirm heruntergeklappt wird" stehen dann verschiedene Möglichkeiten wie "Ruhezustand", "Hybrider Ruhezustand", "Standby" und Standardoptionen wie "Herunterfahren", "nichts tun" aber auch "Bildschirm sperren" und "Bildschirm ausschalten". Von der Stromsparoption bis hin zum aktiven Wach-Sein mit Bildschirmsperre ist also alles dabei.

Leider funktionieren die stromsparenden Optionen nicht wirklich. Das System versetzt sich zwar in den Ruhemodus und schaltet sich größtenteils ab, jedoch kann das System daraus leider nicht wieder erwachen. Oftmals scheitert es an der grafischen Oberfläche, die nicht mehr gestartet werden kann. In einigen Fällen startet diese zwar aber dann funktioniert das WLAN nicht mehr, meldet jedoch alles paletti zurück. In anderen Fällen nahm die Tastatur keine Eingaben mehr an. Diese Probleme sind allerdings auch nicht nur bei Tuxedo zu finden, sondern ein grundsätzliches Problem mit Linux-Laptops und oftmals nicht zufriedenstellend gelöst.

In seltenen Fällen konnte ich das System zumindest wieder in den Normalzustand versetzen, indem ich mich über die Konsole mit STRG + (?) ALT + F1 mit "root" angemeldet habe und mit systemctl isolate multi-user.target sowie nach einigen Sekunden Wartezeit, gefolgt von einem systemctl isolate graphical.target, wieder die X-Oberfläche starten konnte. Am saubersten ist es allerdings hier dann das System mit einem Reboot neu zu starten. Im hybriden Modus waren die Folgefehler am schlimmsten und hielten das System mit einem konsequent nicht startenden X-Server von der Verwendung ab.

Ich habe mich daher entschlossen beim Zuklappen einfach dem System den Befehl zum Herunterfahren zu geben. Nicht die optimale Lösung, praktisch betrachtet ist es allerdings auch nicht so schlimm. Das TUXEDO Book XP1610 ist nicht gerade als leichtgewichtiges mobiles Gerät konzipiert, sondern eher als Desktop-Ersatz zu sehen, obwohl es auch nur für dieses Einsatzfeld geringe 2 kg auf die Waage bringt.

So habe ich ihn auch benutzt: an meinem Schreibtisch als Arbeitsgerät. Herumgetragen habe ich ihn lediglich wenn ich den Arbeitsplatz gewechselt oder ihn als Abspielgerät für Filme gebraucht habe. In beiden Fällen war aber auch kein schnelles Ausschalten und direktes Weiterarbeiten notwendig. Als Desktop-Ersatz mit Herumtrage-Option finde ich die oben genannte Lösung mit dem "Herunterfahren" beim Deckel zuklappen nicht unbedingt einschneidend. Den Desktop-PC musste ich sogar mit Mausklick herunterfahren, oder unten am Stromknopf drücken. Hier reicht dann das Zuklappen des Deckels.

Akkulaufzeit

In erster Linie habe ich das Gerät am Schreibtisch laufen lassen. Dazu war es auch dauerhaft am Netzteil angeschlossen, zum einen, weil ich ihn eh stationär benutzt habe und zum anderen um die Power auch auszunutzen, die der Intel i9 und die NVIDIA-Grafikkarte bieten. Um den Akku zu testen habe ich das Gerät zunächst vom Netzteil getrennt und auf 0% herunterlaufen lassen. Den nächsten Aufladevorgang habe ich dann von 0% bis zu 100% Akkukapazität gemessen. Innerhalb von knapp 3,5h war das Gerät wieder vollständig geladen.

Für den Test habe ich das Gerät verwendet wie sonst auch. Einmal mit normalen Büroarbeiten, wie Surfen, Videos gucken oder Texte schreiben und Programmieren. Allerdings haben wir die NVIDIA-Grafikkarte verwendet. Angeschlossen war neben einer Maus nichts weiter. Die 100% Akkukapazität haben wir dann innerhalb von 1,5h auf 15% herunter zu bekommen. Der Test war für uns beendet, als KDE uns mit einem roten Symbol den schwachen Akku angezeigt hat. In Normalfall würde man an dieser Stelle ja auch die nächste Steckdose aufsuchen.

Ein weiterer Test, diesmal mit der eingestellten Intel-Grafikkarte, habe ich mobil während einer Zugfahrt ausprobiert. Leider habe ich mir den Akkustand nicht notiert, als ich am Zielbahnhof angekommen bin und den Laptop zugeklappt habe. Da ich zu dem Zeitpunkt beim Zuklappen noch eingestellt hatte, dass sich das Gerät in den Energiesparmodus bringen soll, habe ich es später nicht mehr aus diesem herausbekommen und die Ergebnisse waren verfälscht. Die Zugfahrt hat jedoch etwas mehr als 2,5h gedauert und während der Zeit habe ich am Laptop programmiert. Beim besagten Aussteigen hatte ich dann noch etwa 30% Akkuleistung übrig.

Alles in allem habe ich keine Tagesfüllenden Akkuleistungen von dem Tuxedo erwartet. Hierfür ist dieser Laptop auch nicht gebaut. Geht es primär um lange Akkulaufzeiten, verbaut man schließlich keine High-End-Leistungs-CPU und eine Raytracing-Grafikkarte ;-) Fürs Herübertragen, Umstöpseln und gelegentliche mobile Nutzen bringt der Akku genügend Leistungsreserven mit.

Haptik

Das Gehäuse des Tuxedo XC 1610 fühlt sich metallisch, fest und robust an. Seine metallische Verarbeitung lässt das ganze Gerät sehr wertig und handfest wirken. Irritierend ist jedoch dieser Effekt: fährt man mit dem Finger über die Metalloberfläche, dann scheint die Oberfläche zu vibrieren. Ganz so als wäre darunter ein Force-Feedback-Motor verbaut. Diesen Effekt spürt man neben dem Touchpad links und rechts, aber auch oberhalb der Funktionstasten und auch an der Deckeloberseite. Er scheint jedoch auch vom Untergrund abhängig zu sein. Den Laptop ein wenig anders gerückt, trat der Effekt nicht mehr auf.

Sehr angenehm ist, dass das Gerät sehr massiv wirkt. Für einen Desktop-Ersatz sehr erstrebenswert, zumal erhält man ein wertiges Gefühl (wenn einem der Preis dazu noch nicht reicht ;-) ). Dadurch erhält das Gerät zudem auch noch eine gewisse Standfestigkeit am Arbeitsplatz. Insbesondere beim Aufklappen des Displays verhält sich der Tuxedo ruhig und stabil, da wackelt oder bewegt sich nichts, was nicht soll.

Desktopersatz/Keyboard

Moderne Laptops tauschen ja die Funktionstasten gegen die eigenen Laptop-Hardwarefunktionen wie Lautstärkeregelung, Flugmodus oder Helligkeit aus. Möchte man die F-Taste drücken, so bekommt man diese erst in Kombination mit der "Fn"-Taste. Nicht so hier. Die Funktionstasten F1 bis F12 tun das was man erwartet, je nach eingestellter Desktopumgebung, nämlich genau die Tastenfunktion für die eingestellte Taste. Erst mit "Fn" erreicht man die Laptop-Funktionen wie Touchpad-Aktivierung, Ton aus, Lauter/Leiser, Monitorwechsel, Schlaf- und Flugmodus. Sehr angenehm. Richtig cool wäre es natürlich, wenn man das umstellen könnte. Verwendet man nämlich diverse Laptops unter Windows und zuhause den Tuxedo, dann ist umstellen angesagt. Hier wäre das flexible Linux, dass sich an die Bedürfnisse des Benutzers anpasst, genau in seinem Marktsegment und Tuxedo könnte dazu die passenden Tools liefern.

Beim Arbeiten am Desktop ist mir aufgefallen, dass sich das Touchpad am Tuxedo nicht deaktivieren lies. Im mobilen Betrieb ist das Touchpad gut zu bedienen und sehr nützlich als Mausersatz, am Arbeitstisch möchte ich jedoch meine Maus benutzen. Normalerweise lässt sich das Touchpad immer mit Fn+F1 deaktivieren, hier jedoch nicht. Eventuell ist das auch ein openSUSE-Problem. Mit KDE kann diese Option jedoch auch ausgewählt werden. Unter "Systemeinstellungen" -> "Eingabegeräte" -> "Touchpad" -> Reiter "Touchpad ein-/ausschalten" -> kann eingestellt werden, dass das Touchpad beim Anschluss einer Maus deaktiviert werden soll.

So kann es keine versehentlichen Mausaktionen mehr geben, die beim Tippen durch das versehentliche Berühren dazwischenfunken.

Sound

Nach der Installation mit openSUSE und Ubuntu und dem ersten Benutzen des Geräts funktioniert der Ton einwandfrei. Startet man das Gerät dann allerdings neu bleibt das Gerät stumm. Der nette Tuxedo-Support konnte hierzu folgende Zeilen liefern, die in der /etc/modprobe.d/alsa.conf unter Ubuntu und in der /etc/modprobe.d/50-alsa.conf am Ende eingetragen werden müssen:

    options snd-hda-intel single_cmd=1
    options snd-hda-intel probe_mask=1
    options snd-hda-intel model=basic

Nach einem weiteren Neustart oder einem Neustart des Alsa-Systems sollte die Karte wieder dröhnen.

Der Sound ist dank der beiden Lautsprecher ausreichend für gelegentliches Stream-Schauen und ein wenig Online-Fernsehen für die Kinder. Die Soundkarte über die Lautsprecherbuchse bringt natürlich satteren Klang.

Anschlüsse

Wichtig bei einem Notebook sind die Anschlussmöglichkeiten. Wichtig sind auch, wie die Anschlüsse verteilt sind und wo der Stromanschluss liegt. Bei dem Testgerät hier ist der Strom an der linken Seite in der Mitte verbaut. Der Stromstecker ist L-förmig gebogen und kann somit gedreht werden, sodass er nicht ober- oder unterhalb vom Laptoprand heraus schaut. Links finden sich ebenfalls ein USB 2-Port, ein Display- und ein HDMI-Port. Dazu gibt es noch zwei USB3.1-Anschlüsse, wovon einer stromführend ist.

Rechts findet sich die RJ45-Buchse, die sich beim Einstecken aushakt und einen normalen RJ45-Stecker entgegen nimmt (nimm das Apple...), einen weiteren USB3-Port, und zwei Klinkenstecker für Audio-Out und Mikrofon.

Es leuchtet

Tuxedo verspricht ja, dass die gesamte Hardware auch unter Linux funktioniert. Das gilt natürlich auch für die hintergrundbeleuchtete Tastatur. Mit einer Tastenkombination aus Fn und Numpad-% können verschiedene Leuchtmodi aktiviert werden. Einige davon dürften eher für Aufmerksamkeitszwecke gedacht sein, andere sind durchaus brauchbar. Die verschiedenen Farben können durchgeschaltet oder in ihrer Helligkeit variiert werden.

Wer einmal eine leuchtende Tastatur in der Dunkelheit benutzt hat, der weiß wie nützlich das Ganze ist, insbesondere wenn diese noch in ihrer Helligkeit einstellbar ist.

Yast für Tuxedo?

Als YaST-Benutzer bin ich es gewohnt, dass es eine zentrale Anlaufstelle für die Konfiguration des Systems gibt. Auch an der Konsole kann man sich darauf verlassen, dass man in /etc/ alle Konfigurationen finden wird, die man benötigt. Tuxedo kündigt schon seit längerem ein Kontrollzentrum für seine Geräte an. Hier wären die oben genannten Punkte als Einstellungsmöglichkeiten wirklich gut aufgehoben und auch für einen Laien direkt auffindbar. Daneben sollten dort auch gerätespezifische Dokumentationen und Hinweise zusätzlich zum Lieferumfang des Geräts zu finden sein. Das Tuxedo Control Center befindet sich seit einiger Zeit in der Entwicklung und vor wenigen Tagen wurde passenderweise dazu ein Screenshot veröffentlicht.

Fazit

Der Tuxedo XP1610 ist ein echtes Powerhorse und die eingebaute NVIDIA RTX 2060 bietet massiv Performance unter Linux auch für den anspruchsvollen Spieler. Daneben hat es einen guten Formfaktor zum Transportieren und mobil benutzen. Die Möglichkeit die Grafikkarte zwischen stromsparender Intel UHD 630 für unterwegs und der starken NVIDIA-Grafikkarte für den stationären Einsatz zu Hause umzuschalten ist ziemlich großartig. Die typischen Probleme mit der Hitzeableitung und der daraus resultierenden Lautstärke der Lüfter ist bei Tuxedo gut gelöst und man erhält dadurch auch beim anspruchsvollen Zocken ein leises Gerät.

Insbesondere die Optionen das Gerät an seine Bedürfnisse anpassen zu können und das Betriebssystem beliebig wählen zu können und mit WebFAI vorausgewählte Systeme zur Verfügung zu haben, ist schon ein sehr beeindruckendes Alleinstellungsmerkmal von Tuxedo.

Im Vorfeld stand ich der Eignung des Gerätes, insbesondere für den Alltagsgebrauch, skeptisch gegenüber. Die Frage, ob ein solches Gaming-Gerät auch für das leise und konzentrierte Arbeiten taugt, und ob ich es dann auch mobil gebrauchen kann, habe ich im Alltagstest für mich positiv beantworten können. Wer ein Gerät für den Desktopersatz sucht und es neben läufig auch mobil einsetzen möchte, der sollte die XP-Reihe von Tuxedo einmal in Betracht ziehen. Klar kommt man für den mobilen Einsatz, über mehrere Stunden, den ganzen Tag hinweg, an einem Ultra-Book nicht vorbei. Mit einem solchen Gerät kann man aber auch nicht Quake II RTX, oder den neusten Tomb Raider oder Total War spielen. ;-)

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