Seit dem 17. Februar 2017 dürfen sich auch unter Linux Spieler über das bereits im Mai 2016 erschienene Youtube-Simulationsspielchen Youtubers Life freuen. Wir, also Holarse, fragten kurz nach Veröffentlichung der Linuxversion beim Entwickler und Publisher Uplay Online nach einer Presseversion, um unseren Lesern einen Einblick in das Spiel bereiten zu können. Diese haben wir erhalten und präsentieren euch unseren darauf aufbauenden Test.
Testhardware & Anforderungen
Zum Ausprobieren des Spiels stand das TUXEDO Book XC1706 von Tuxedo-Computers bereit und lieferte sich auch keinerlei Patzer bei Darstellung und Ladezeiten. Selbst auf einem betagten AMD A8-3850 mit 8GB Arbeitsspeicher und einer, unter Linux nicht immer unproblematischen, AMD Radeon RX 460 konnten keine nennenswerten Beeinträchtigungen, lediglich längere Ladezeiten, festgestellt werden.
Laut Steam Seite werden Minimum ein 2Ghz Prozessor, 2 GB Arbeitsspeicher sowie 512MB Grafikkartenspeicher benötigt.
Spieleinstieg
Wer ein neues Spiel startet wird zunächst mit einem kurzen Intro begrüßt. Hier zeigt sich, dass man es bereits geschafft hat und der größte "U-Tuber" der Welt mit vielen Freunden und dickem Netzwerk geworden ist. Die Bezeichnung "U-Tuber" ist übrigens keine eigene "Vercoolisierung" der Bezeichnung Youtuber sondern findet im Spiel als Eigenbegriff regelmäßig Verwendung. Nach dem kurzen Intro gestaltet man sich in feinster Sims-Manier seinen eigenen Charakter, kleidet ihn ein und vergibt gewisse Charakterzüge die den Verlauf des Spiels mehr oder minder beeinflussen können. Vor allem aber wählt man die Art von Karriere die man verfolgen möchte. Hier stehen der altbekannte Lets Player, Musiker und Koch zur Verfügung.
Ist der Charakter erstellt, beginnt das eigentliche Spiel. In Form einer Rückblende erlebt bzw. erspielt man den Beginn der U-Tube-Karriere im eigenen Kinderzimmer. Der mittlerweile erfolgreiche eigene Charakter blendet sich immer mal wieder ins Spielgeschehen ein und erläutert seine damaligen ersten Schritte, was dem Spieler als Tutorial sehr gelegen kommt. Mit fortschreitendem Spielbetrieb wird das Auftauchen des eigenen Charakters in Form einer Ingame-Hilfe immer seltener, was den Spieler dazu verleitet zukünftig eigene Entscheidungen zu fällen und Erfahrungen zu sammeln. Lediglich in neuen Situationen, oft nach Umzügen oder wenn ein Event erstmals eintritt, taucht die Hilfe nochmals auf und sorgt dafür, dass an diesen Schlüsselpositionen die richtigen Entscheidungen getroffen werden.
How to be famous
Grundpfeiler der eigenen Karriere ist immer der Computer. Selbst als Musiker oder Koch wird das zuvor aufgenommen Videomaterial dort im Nachhinein bearbeitet und letztlich auf die Videoplattform geladen. Als Lets Player verbringt man hingegen die meiste Zeit am Computer, wahlweise aber auch an diversen Spielkonsolen. Der Computer ist also essentiell wichtig für den Fortbestand der Karriere. Fällt er aus oder verweigert wegen einem Defekt die brauchbare Mitarbeit ist man gerade anfangs schnell aufgeschmissen. Ist das letzte Geld für neues Equipment draufgegangen und der PC versagt heißt es einen Nebenjob annehmen um das für die Reparatur benötigte Kleingeld zu beschaffen. Sinniger ist es von vornherein immer etwas Geld für Ausfälle und Reparaturen auf der hohen Kante liegen zu haben.
Wer viel arbeitet muss auch Essen und Schlafen. Diese beiden Grundbedürfnisse wirken sich effektiv auf die Schaffensfähigkeiten eures Charakters aus. Ein Video kann unter dem Einfluss von Hunger und/oder Müdigkeit nicht die selbe Qualität wie mit gefülltem Magen und im ausgeschlafenen Zustand erzielen.
Wurde das erste Video aufgenommen, gerendert und nach U-Tube geladen, sieht man auch schon auf der rechten Seite die Aufrufzahlen, neue Abonnenten und die generierten Einnahmen. Jedes erstellte Video formt außerdem den Charakter und sorgt dafür, dass der Spieler Erfahrungen sammelt, seine Fähigkeiten verbessert und Level aufsteigt. Neue Level sind wiederum mit neuen Gimmicks, freischaltbaren Reaktionen und weiteren Dingen verbunden.
Im Laufe der Karriere muss der Spieler diverse Male umziehen. Ist dieser Zeitpunkt erreicht, teilt die Spielfigur dieses dem Spieler unmissverständlich mit und betont, dass in der jetzigen Bleibe keine neuen Erfahrungen mehr gesammelt werden können. Der Levelaufstieg wird damit bis zum nächsten Umzug deaktiviert. Wer möchte kann in dieser Situation noch ein wenig verweilen, Geld sparen oder neue soziale Kontakte knüpfen.
Macht man am Anfang noch alles selbst, kommt mit steigender Erfahrung die Möglichkeit hinzu gewisse Schritte automatisiert ablaufen zu lassen oder Aufgaben komplett an Mitarbeiter abzugeben.
Nach diversen Spielstunden, 7 an der Zahl haben nicht dafür ausgereicht, ist man dann irgendwann der bekannteste und erfolgreichste U-Tuber der den Spieler im Intro begrüßt hat. Menschen mit Versagensängsten dürfen beruhigt an die Sache heran gehen. Wenn man sich nicht sehr fahrlässig anstellt ist es schwierig die Karriere komplett in den Sand zu setzen. Rückschläge bei falschem Verhalten gehören ab und an allerdings schon zum Spiel dazu.
Kreative Kleinigkeiten
Mangels der Rechte an den entsprechenden Namen begegnet man im Spiel häufig diversen abgewandelten Markennamen. So kann man eine "Nontindo Zii" oder eine "Honey PlayStudios 2" erwerben oder seine Innenausstattung bei "Idea" bestellen. Diese sind nur wenige der vielen Beispiele für den Slogan "Not macht erfinderisch" oder, in diesem Fall, "wenn du keine Markennamen verwenden darfst, mach dir deine eigenen".
Optik Boom?
Uplay Online zeigt sehr schön, dass ein aktuelles Spiel keine grafikkartenabfackelnde Darstellungsweise haben muss um gut auszusehen. Der comikartige Look ist passend und Menüs und Umsetzungen fügen sich wunderbar in den Spielablauf ein. Entsprechend dürftig fallen jedoch auch die Einstellungen für die Darstellung aus. Auflösung, Fenstermodus und Detailfülle dürfen eingestellt werden, viel mehr darf man hier jedoch nicht erwarten.
Voll auf die Ohren
Eigentlich gäbe es über den Ton im Spiel nicht viel zu sagen, wären an manchen Stellen, meist im Verbindung mit einem Ladebildschirm, nicht Lautstärkespitzen die jemanden, vor allem mit Kopfhörern, kurz zusammenzucken lassen.
Auch die linguistisch einwandfreie Art und Weise wie sich Charaktere im Spiel miteinander unterhalten wirkt allenfalls anfänglich süß und niedlich. Die hier verwendeten Ton-Samples wiederholen sich sehr oft und können in Situationen in denen man sich oft unterhält (Parties, Kinobesuche, Events) schnell störend werden.
Ecken und Kanten
So sauber die Umsetzung des Spiels prinzipiell auch ist, an einigen Stellen zeigen sich Situationen die zumindest ein wenig komisch wirken. Beispielsweise erhält man Chatanfragen auch dann, wenn der PC gerade beschäftigt ist. Wählt man zu diesem Zeitpunkt aus, dass man gerne chatten würde, erhält man die entsprechende Mitteilung, dass der PC beschäftigt ist und nicht genutzt werden kann.
Zum Thema PC, die Ausfallrate von eben diesem ist recht hoch. Natürlich soll das dafür sorgen, dass das Spiel unvorhersehbar und interessant bleibt. Die Häufigkeit ist allerdings schon recht happig, bedenkt man das ein "Real-Life" PC oftmals jahrelang ohne größere Zwischenfälle in Betrieb ist.
Im ungünstigen Fall kann man das Spiel durch Übereifrigkeit in einen unmöglichen Zustand navigieren. Hat man selbstständig einen Auswahlbildschirm geöffnet und es wird zeitgleich der Tutorialmodus getriggert, hängt man mit Pech auf dem Auswahlbildschirm fest, da das Tutorial das Betätigen von anderen Buttons unterbindet. Hier half in 2 Situationen nur ALT+F4 und ein anschließender Neustart des Spiels. Dies ist halb so schlimm, da das automatische Speichern beim Beenden sehr gut funktioniert und man direkt wieder loslegen kann.
meldrians Fazit
Ich war bedingt voreingenommen gegenüber Youtubers Life. Meine Erwartungen an ein Spiel, das sich damit beschäftigt wie man ein erfolgreicher Youtuber wird, hielten sich in Grenzen. Dass ich als Youtuber der Youtubers Life spielt und das ganze danach nach Youtube hochlade die Metaebene anknackse mal ganz zur Seite geschoben - Youtubers Life macht auf seine ganz persönliche Art und Weise irgendwie Spaß. Man verdient sich einige Dollar und bewegt sich mit jedem neuen Video näher in Richtung Erfolg. Von den hart erspartem Geld kauft man sich neues Equipment oder verbessert die eigene Qualität, was wiederum neue Abonnenten und mehr Einkünfte einspielt und so weiter und so fort bis man schließlich die Nummer 1 ist. Was einfach klingt, vielleicht sogar einfach aussieht, bringt einen doch dazu einige Stunden vor dem PC zu verbringen. Was der eine Spieler für stupides Ausführen immer gleicher Aufgaben hält, ist für den nächsten Spieler ein stetiger Quell entspannten Seelebaumel-Gameplays. Ob es mir den aktuellen Preis von 25€ wert gewesen wäre? Wahr-schein-lich eher nicht. Hätte ich mir Youtubers Life gekauft wenn es für 10 - 15 € im Sale gewesen wäre? Wahrscheinlich schon. Vor diese Frage werde ich dankenswerterweise nicht mehr gestellt und hoffe mit meiner Ausarbeitung manchem eine Kaufentscheidung leichter gemacht zu haben.
Beachtet hierzu auch das von mir erstellte und nicht mehr ganz so kurze "Kurz Angespielt" zu Youtubers Life (50 Minuten, bringt Popcorn mit).
Viel Spaß beim Daddeln, natürlich unter Linux.
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