Die Macher vom bekannten WW1 Multiplayer Shooter Verdun, Blackmill Games und M2H haben sich nicht auf ihren Lorbeeren ausgeruht, sondern haben Mitte November ein weiteres potentielles Sahnestück veröffentlicht: “Tannenberg” ist nicht bloss ein DLC sondern ist ein eigenständiges Spiel, das sich, soviel sei schon verraten, deutlich anders spielt als sein Vorgänger. Genau wie letzterer wurde auch Tannenberg erst mal als Early Access Version mit nativem Linuxclient veröffentlicht.
Was kann man also von der späteren Vollversion erwarten? M2H haben uns einen Key zum Testen überlassen (vielen Dank dafür), und somit konnten wir schon mal reinschnuppern um es für euch herauszufinden.
Erwerben kann man Tannenberg über Steam oder Humble Bundle. Wer Verdun bereits besitzt bekommt es zu einem verbilligten Preis.
Test System
Betriebssystem: Antergos Archlinux Kernel 4.14.4-1-ARCH
Prozessor: Intel® Core™ i7-5820K CPU @ 3.30GHz × 12
Speicher: 16 GB
Grafikkarte: Nvidia GTX980 Treiber 387.34
Auflösung: 1920 x 1200
Steuerung: Maus und Tastatur
Early Access - Stand der Dinge, und was wir noch erwarten können
Hier müssen wir etwas weiter ausholen. Um das Spiel richtig einordnen zu können, müssen wir uns die Entwicklung vom Vorgänger Verdun genauer anschauen. Auch Verdun kam erst mal als Early access Version mit einem nativen Linuxclient. Allerdings war dieser so gut wie nicht spielbar, mit sehr mieser Performance und vielen Abstürzen. Schaut man sich Verdun heute an, so ist es zu einem sehr guten und wunderschönen Spiel gereift. Hierfür haben die Entwickler kontinuierlich Updates geliefert, und auch auf ihre Community gehört, was leider auf viele Early access Titel nicht zutrifft.
Bei Tannenberg sieht man auf den ersten Blick, dass das Entwicklerteam die dadurch gewonnene Erfahrung gut umsetzen konnte. Das Spiel ist bei weitem noch nicht fertig, aber es läuft bereits ziemlich rund. Es gibt zwar Grafikfehler in Form von blinkenden Texturen, nicht vorhandenen Waffen in der Hand oder unflüssigen Animationen, aber unspielbar wird es dadurch nicht. Hinzu kommt, dass es wöchentliche updates gibt, sodass ihr die geschilderten Bugs vielleicht zum Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels schon gar nicht mehr wahrnehmen werdet.
Am meisten Liebe wird das Menü noch brauchen, sowie generell die übersetzungen. Optionen im Menü sind teilweise noch irreführend und überhaupt nicht erklärt. Das sollte aber auch nur eine Frage der Zeit sein, schliesslich sind diese Dinge nicht schwer zu korrigieren. Generell ist es schön zu sehen, dass sie sich trotzdem erst mal um die wichtigen Fehler im Spiel kümmern.
Für den einen oder anderen heiteren Moment hat die schlechte übersetzung dann aber doch gesorgt. So soll man im taktischen Bildschirm “auf einen Kontrollpunkt klicken um zu laichen.” Nicht ganz klar wie sie darauf gekommen sind, aber lustig ist es schon irgendwie.
Der grösste und wichtigste Punkt der noch nicht umgesetzt ist: Die Entwickler haben angekündigt, dass man zukünftig fliessend zwischen den Inhalten von Verdun und Tannenberg wechseln kann. Sprich: wer beide Spiele besitzt muss nur eines starten um alle Inhalte spielen zu können. Dies ist auf jeden Fall eine tolle Sache, und man darf gespannt sein ab wann es verfügbar sein wird.
Grafik, Sound und Performance
Bei der Grafik kommt die Unity Engine zum Einsatz. Trotzdem sieht es schon recht ansprechend aus. Wenn man sich Verdun anguckt und wie die Entwickler die möglichen Effekte alle umgesetzt haben, dann kann man hier noch einiges erwarten.
Als herausragend muss man den Sound bezeichnen. Nicht nur gibt es zu allen verschiedenen Truppen die passende Sprachausgabe in der Landessprache, auch die Effekte sind ziemlich beeindruckend. Ob es nun der vor Schmerzen schreiende oder der am eigenen Blut erstickend gurgelnde Kamerad ist, oder auch nur einfach das Einsetzen des sehr guten Soundtracks: alles passt sich perfekt in die Atmosphäre des Spiels ein!
Da das Spiel allgemein nicht sehr ressourcenhungrig ist, ist die Performance auch jetzt schon absolut in Ordnung. Trotzdem darf man auch hier noch einiges erwarten, wenn man sich Verdun in der aktuellen Version anschaut. Hier kann man auch mit allen Optionen auf Maximum locker über 60FPS kommen, und es sieht wirklich klasse aus. Tannenberg wird sich daran messen müssen, aber man kann davon ausgehen, dass die Entwickler ihre ganze Erfahrung auch hier eins zu eins umsetzen können.
Gameplay - viel näher dran am klassischen FPS
Im Gegensatz zu den Grabenkämpfen in Verdun spielt sich Tannenberg viel flüssiger: es gibt fast immer irgendein Ziel zu beschiessen, und auch sonst ist für reichlich Action gesorgt. Das liegt zum einen an den offeneren Maps (halt viel weniger Gräben, dafür viel offenes Feld) und zum anderen an dem neuen Spielmodus “Maneuver”, in welchem klassischerweise verschiedene taktische Punkte erobert und gehalten werden müssen. Hinzu kommt noch, dass die Spieleranzahl von max. 40 auf 64 hochgeschraubt wurde. Falls nicht genug Mitspieler vorhanden sind, wird die Map mit AI Bots aufgefüllt, die ihre Aufgabe mal ganz ok, mal weniger gut erfüllen. Taktische Finessen sind von ihnen nicht zu erwarten, dafür treffen sie ganz gut.
Fordernd bleibt das Spiel trotzdem, vor allem weil fast jeder Treffer tödlich ist. Das mag den einen oder anderen erst mal abschrecken, ist aber im Endeffekt genau das richtige. Es trägt nämlich einen wesentlichen Teil zur Umsetzung der grundlegenden Spielphilosophie bei: Authentizität und Atmosphäre.
Es erscheint logisch, dass man im ersten Weltkrieg auch bei kleinen Verletzungen einfach auf dem Schlachtfeld verblutet ist. Spätestens nach 5 Minuten Spielzeit sprintet man also von Deckung zu Deckung, und das mit einer sehr hohen Aufmerksamkeit. überall lauern die Gegner, somit ist für konstante Anspannung gesorgt. Natürlich kommt es öfter vor, dass man sich grad mal 20 Meter weit bewegt und dann schon erschossen wird. Im Gegenzug kommt es genau so oft vor, dass man aus einer Deckung heraus eine ganze Gruppe von Gegnern erspäht, und wer gut zielen kann, der kann diese Gruppe auch schnell mal komplett aus dem Weg räumen.
Man ist also recht schnell komplett “drin” im Spiel, und vergisst auch schnell die Zeit. “Leider” hat man in Tannenberg nicht einen Moment Zeit sich an der Liebe zum Detail zu erfreuen. Denn natürlich ist es den Entwicklern auch hier wie schon bei Verdun gelungen die Optik wie auch das Feeling der Schlachten vom ersten Weltkrieg zu vermitteln. Die Uniformen, die Ausrüstung, die Sprachausgabe, die Umgebung… Alles ist bis ins kleinste Detail ausgearbeitet und authentisch.
Bisher bietet Tannenberg uns “nur” 4 verschiedene Maps an. Allerdings hat man sich hier sehr viel Mühe gegeben anständige Wettereffekte zu implementieren. Eine Map im Nebel zu spielen ist einfach etwas komplett anderes. Ansich ist man schon fast froh, dass man sich nicht so viele verschiedene Maps merken muss, wenn keine 50 Meter weit sieht.
Die sehr gelungenen Wetter- und Lichteffekte bringen genug Abwechslung, um sich trotz der wenigen maps sehr lange mit dem Spiel beschäftigen zu können.
Hardwareanforderungen
Als Minimum solltet ihr über eine Intel CPU Core i5-2500K 3.3GHz oder eine AMD CPU Phenom II X4 940 verfügen, 4GB RAM, sowie über eine 2GB Grafikkarte. Hier werden als Beispiel eine Geforce GTX960M genannt oder eine Radeon HD7750.
Empfohlen für beste Ergebnisse sind dann 16GB RAM und eine 4GB Grafikkarte.
Alles in allem sollte also hier ein breites Publikum angesprochen werden.
Fazit
Wer Verdun mag wird Tannenberg lieben, und sollte es kaufen, vor allem weil es recht günstig als “Erweiterung” zu haben ist. Wer den ersten Teil noch nicht hat, und ganz gerne mal einen ordentlichen FPS Multiplayer spielt, der sollte auf jeden Fall zugreifen. Das Risiko bei diesem Early Access Titel ist minimal, dafür das Potential enorm und die Preise moderat.
Auch wenn es (bisher) nur 4 verschiedene Maps gibt: Die Wettereffekte tragen ihren Teil zum Umfang bei und bringen jede Menge Abwechslung mit.
Bleibt zu hoffen, dass die Interaktion von beiden Teilen bald implementiert wird, dann kann man in voller Bandbreite Spass haben.
Für mich persönlich ist Tannenberg schon jetzt einer der besten FPS Spiele die nativ unter Linux zu haben sind.
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Der Entwickler gibt zwar ein Minimum von 4 GB RAM an aber das ist totaler Unsinn....
Alles auf Low:
Das steigt mit der Zeit auch noch an ;(
Unter 8 GB geht nichts...
Unity Launcher Settings werden auch nicht ins Spiel übernommen.