Spannt die Regenschirme auf, es regnet alte Männer in roten Mänteln! Einzig die Weather Girls freuen sich über diese Entwicklung. Um nicht durch herabfallende, "Ho-ho-ho"-rufende Bartträger in den Rollstuhl katapultiert zu werden oder sich den kleinen Zeh abzufrieren, verweilt lieber noch einen Moment vor euren Computern und resümiert das Jahr 2011 mit uns.
Wir durften uns über diverse Humble Bundle freuen und haben, als Reaktion darauf, nicht gerade wenig spendabel reagiert. Stolzerweise kann man behaupten, dass Linuxspieler im Jahr 2011 im Durchschnitt immer den höchsten Betrag für die Bundle ausgegeben haben. Zeit sich selbst auf die Schulter zu klopfen und Windows- sowie Mac-Benutzer für ihren Geiz zu verpönen ("Pfui, ihr Geizhälse!"). Warum Linuxer im Schnitt mehr gezahlt haben? Eine passende Theorie ist schnell aufgestellt: Wir freuen uns über jeden Port auf unser geliebtes Betriebssystem. Viele der Spiele waren in den Bundle zum ersten Mal für Linux erhältlich - wie Cave Story, Frozen Synapse, Multiwinia, Shank, Super Meat Boy, Trine, Voxatron, VVVVVV und viele andere. Was für Windowsmenschen alltäglich ist, ist für uns ganz besonders und entsprechend anzuerkennen. Daher, so lässt sich vermuten, wenn schon Bundle gekauft dann auch vernünftig bezahlt.
Der Erfolg der Humble Bundle brachte Desura dazu, mit IndieRoyale eine eigene Serie aufzulegen und unterstützt prinzipiell auch Linuxer, wobei bisher nur in einem Bundle auch Spiele mit offizieller Linuxunterstützung enthalten waren.
Einen bereits in der Vorschau hochwertigen Eindruck machte auch Dead Cyborg, ein mit Blender modelliertes Adventure über das man Mitte August sprach, auch wenn die Steuerung letztendlich etwas gewöhnungsbedürftig ist. Etwas weniger positiv für diejenigen, die unter Linux gerne auch Windowstitel spielen, war der Untergang von Cedega im Februar. Ebenfalls zu dieser Zeit wurden Linuxer aufgerufen für die Umsetzung des Desura-Clients auch auf Linux abzustimmen. Kurz zusammengefasst: Das haben wir gut gemacht. ;)
Im März und April arbeitete die Holarse-Community Hand in Hand an der Übersetzung von Steel Storm ins Deutsche mit. Ich denke Holarse konnte ein durchaus tragbares Ergebnis abliefern. Leider konnten wir Verbesserungen nicht mehr einbringen, da nach dem Release motorsep wie verschwunden war. Schade! Aber dennoch allen Helfern vielen Dank.
Ein ständig wiederkehrendes und hoch frequentiertes Thema waren die diversen Updates des Spiels Minecraft aber auch die Mitteilungen über Neuerungen zu Oilrush wurden fleißig kommentiert. Sowohl auf Erwachsene als auch auf Kinder zielte die Erscheinung des Landwirtschaftssimulators Family Farm auch für Linux. Für Freude und Empörung gleichermaßen sorgte die Umstellung des Bezahlsystems bei dem Titel Heroes of Newerth.
Im Bereich Echtzeitstrategie gibt es unter Linux traditionell wenige typische Spiele und Achron reiht sich hier wunderbar mit einer einzigartigen Spielidee ein.
Während es von kommerzieller Seite also ungewöhnlich wenig "Standardkost" gibt, füllt die Open-Source-Gemeinschaft diese Lücke mit MegaGlest, das ebenso wie das ambitionierte 0 A.D. beständig weiterentwickelt wird.
Der rundenbasierte Klassiker Freeciv hingegen brachte mit Freeciv.net einen Ableger für Browser hervor, was wohl in Zukunft immer häufiger passieren wird. So wurden die Gerüchte um Angry Birds für Linux obsolet, als davon eine HTML5-Version erschien.
Eine weiterhin große Auswahl gibt es bei MMORPGs mit A Tale in the Desert, Eternal Lands, PlaneShift, Regnum Online, Ryzom, Second Life und anderen, wobei Second Life mit den vielen verschiedenen Spielen im Spiel mehr eine Meta-Engine ist. Neu dabei ist außerdem Spiral Knights.
Die Platzhirsche unter den zivilen Flugsimulatoren haben mit X-Plane 10 und FlightGear 2.4 nach langer Zeit wieder mit neuen Versionen ihre Aufwartung gemacht, während in dem weiterhin unterrepräsentierten Genre der Rennsimulatoren StuntRally dem Klassiker VDrift ein neues Aussehen gibt.
Im Heimspiel Ego-Shooter wurde mit Red Eclipse das eingestellte Blood Frontier ersetzt, die Marathon-Serie erhielt mit der AlephOne-Engine in Version 1.0 ebenfalls ein neues Aussehen, Der Nexuiz-Ableger Xonotic wurde kräftig weiterentwickelt und dank der Streichung vom Index werden Doom, Doom II und Quake seit ihrer Erstveröffentlichung in den Neunzigern wieder in deutschen Läden erhältlich sein!
Auch Doom 3 machte mit der Veröffentlichung des Quelltextes der Engine von sich reden, sowie unter Adventure-Begeisterten die Veröffentlichung des Quelltextes vom Adventure Game Studio, mit dem sprichwörtlich tausende von Spielen entwickelt wurden und wovon es seit langem keine aktuelle Version für Linux mehr gab.
Eine Integration von AGS 3+ in ScummVM wurde vorerst abgelehnt, weil sich dieses noch in stetem Wandel befindet, jedoch konnte ScummVM auch so schon einiges Feiern, nicht zuletzt ihr zehnjähriges Jubiläum und Unterstützung von vielen bekannten Klassikern wie Hugo's House of Horrors, Lands of Lore und Toonstruck und entwickelt sich immer mehr zum Anlaufpunkt für Kinderspiele, schließlich produziert das Holarse-Team auch fleißig Ableger (gell, comrad?).
Was ScummVM tatsächlich am meisten geholfen hat, waren zwei Abkommen von GOG.com mit Electronic Arts und Activision, wodurch viele Klassiker seit langer Zeit wieder unkompliziert erhältlich sind. Auch Exult freut sich über die Wiederveröffentlichung von Ultima VII, nachdem es seit über einem Jahrzehnt nicht mehr im Handel erhältlich war.
GOG.com vertreibt die Spiele jedoch nur als Windowsversionen, so kommt Projekten wie LIFLG die Aufgabe zu, die Spiele unter Linux installierbar zu machen und dort gab es eine Namensänderung, da von loki_setup auf den Nachfolger MojoSetup umgesattelt wurde.
Der Ein oder Andere hat vielleicht sogar den Stand von Holarse auf dem Linuxtag aufgesucht, um sich ein weniger digitales und vielmehr reales Bild von Holarse-Linuxgaming machen zu können. Der Holarsianer Teyro unterhielt die Spielerschaft in unregelmäßigen Abständen mit seinem P3cast, führte interessante Interviews und brachte seine Zuhörer akustisch auf den neusten Stand.
Natürlich sind das nicht alle Neuigkeiten die 2011 von Holarse in die weite Welt gestreut wurden. Wer es genau wissen möchte oder einen bestimmten Newsbeitrag vermisst, holt sich die volle Dröhnung aller Holarse-Neuigkeiten HIER auf den Schirm.
Bei den Großen Titeln sieht es dieses Jahr mau aus, es gibt nur ein paar Spiele die Teilaspekte erfüllen. So sind mit Bungie und SEGA zwei große Firmen an Neuerscheinungen beteiligt gewesen, jedoch waren die Spiele nicht (mehr) wirklich groß, während X-Plane 10 wohl als solches bezeichnet werden kann aber wiederum von einer kleinen Firma stammt und Angry Birds/Minecraft haben zwar beides nicht, werden aber im Gegensatz dazu millionenfach gespielt.
Dafür sind nicht nur durch die vielen Bundle-Aktionen die Neuerscheinungen im Indie-Sektor praktisch nicht mehr überschaubar, alle Spiele zu sammeln wäre wohl eine Sisyphusarbeit. Ein großer Unterschied zu noch vor ein paar Jahren, als es einen Artikel auf linuxhardware.org gab, in dem praktisch alle (kommerziellen) Spiele genannt wurden und der nicht sonderlich lang war. Ein Grund dürfte auch die immer größere Akzeptanz von Online-Distributoren sein, wodurch es für kleine Entwickler-Teams deutlich einfacher ist, Spiele unter das Volk zu bekommen.
Es ist viel passiert und ein Fakt lässt sich auch für den größten Skeptiker nicht mehr ausblenden: Der Linuxspielemarkt wächst, auch wenn dies zu 99% den Indie-Entwicklern geschuldet ist, die ihre Werke für alle großen Plattformen zur Verfügung stellen. Angeheizt durch diese Tatsache werden wir euch auch im Jahr 2012 auf dem Neusten halten, den Leser bei Fragen zu aktuellen Themen unterstützen und ein Bindeglied zwischen dem internationalen Linuxspielemarkt und der deutschsprachigen Holarse-Gemeinde darstellen. Abschließend noch vielen lieben Dank an alle Autoren für jede Verbesserung eines Artikels, jeden Newsbeitrag, ja sogar jeden Forenbeitrag. Ihr erhaltet Holarse am Leben.
Wir wünschen Euch allen ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins neue Linuxspielejahr 2012!
Euer Holarse-Team
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