Eine Bausimulation für Windows aus dem schönen Jahre 1996. Ähnlich Sim City 2000, jedoch mit dem Ziel die perfekte Feriensiedlung zu errichten.
Das Spiel
In Holiday Island übernimmt man die Rolle eines zukünftigen Urlaubsmagnaten, nimmt einen Kredit auf und beginnt, gegen diverse Konkurrenten, einen unberührten Flecken Erde in das Reiseziel Nummer Eins zu verwandeln. Auf dem Weg dorthin bekommt man über Auktionen diverse Weltwunder zum Kauf angeboten und die Konkurrenz sabotiert das eigene Vorhaben regelmäßig. Wenn man nicht gerade damit beschäftigt ist dem Pleitegeier zu entkommen baut man Häuser, Hotels, Sportanlagen, Attraktionen oder auch Versorgungsgebäude und verbindet diese über Straßen miteinander. Jedes dieser Gebäude besitzt eine gewisse Wertigkeit und, noch viel wichtiger, eine maximale Kapazität. Ist das Hotel mit 100 Personen permanent ausgebucht, lohnt es sich vielleicht ein zweites zu bauen. Doch Vorsicht, ist der Bedarf zu gering fahren zukünftig beide Hotels Verluste ein. Dieses Prinzip lässt sich grundlegend auf so ziemlich jeden Gebäudetyp übertragen. Neben einigen Szenarien mit eigenen Zielen ist es die Aufgabe des Spielers die Urlauber bei Laune zu halten und dabei möglichst viel Geld zu verdienen.
Die Installation
Zuerst die schlechte Nachricht, Holiday Island wurde nicht für Linux portiert. Jedoch ist es möglich via wine den Titel auch unter Linux tadellos zum Laufen zu bekommen. Auf diesem Weg sollte man jedoch ein wenig Ausdauer haben, da dieser nicht ganz so einfach ist.
Leider war es in einem Testszenario nicht möglich das Spiel zu installieren. Der mitgelieferte Installer testet das System zuvor auf Kompatibiltät und bemängelte, unabhängig aller Einstellungen unter winecfg, ein fehlendes MS-Video und eine fehlende Möglichkeit den Ton auszugeben. Die emulierten Wine-Geräte eignen sich an dieser Stelle wohl nicht. Es war jedoch möglich ein bereits fertig installiertes Spiel von einer Windows-Plattform zu entnehmen und 1-zu-1 nach Linux zu kopieren. Die nach der Installation unter Windows angelegte Datei "Holiday.exe" lässt sich über ein Terminal mit wine holiday.exe
starten.
Das Spiel beschwert sich nach dem Start über den nicht eingelegten Datenträger. Hier lässt sich entweder mit einer in wine eingehangenen ISO Abhilfe schaffen oder man kopiert die benötigten Dateien in den dafür vorgesehenen Ordner. Zumeist wird das Fehlen der Dateien in den Ordnern "FILMHI" oder "SPRACHE" bemängelt.
Nach dieser Tätigkeit muss noch die Datei SETUP.DAT mit einem Texteditor bearbeitet werden. Wichtig ist die erste Zeile, hier muss "D:\" gegen ".\" ausgetauscht werden. Die Datei sollte im Anschluss so aussehen (ohne "):
".\" "0" "0" "H" "H"
Sollten die korrekten Daten im korrekten Ordner liegen, das Spiel aber weiterhin das Fehlen des Datenträgers/der Daten bemängeln, ist es gut möglich das wine, case sensitive, mit den vorliegenden Daten durcheinander kommt, da es diese in anderer Form erwartet. An einem schnellen Beispiel erklärt, die Datei "Pleite.avi" liegt vor, das Spiel sucht aber nach "PLEITE.AVI" und läuft ins Leere. Hier hilft in den jeweiligen Ordnern das Ausführen eines Skripts zur Behebung dieses Umstands.
In einem Terminal, das den Pfad zu den Spieldaten (\Holiday\Grafik) bereits aufweist, gibt man ein:
for f in * ; do mv -- "$f" "$(tr [:lower:] [:upper:] <<< "$f")" ; done
Im Anschluss sollte alles passen und die Fehlermeldungen der Vergangenheit angehören.
Grafik
Die Grafik ist uralt aber glücklicherweise schon damals in feinster Pixelgrafik gehalten. Wer mit Titeln wie Simutrans Spaß haben kann, ohne an Augenkrebs zu sterben, wird sich auch nicht an Holiday Island stören. Einzig das nicht vergrößerbare Spielfenster in der Mitte des Bildschirms, dieses ist auf eine sehr kleine Auflösung beschränkt, stört mit der Zeit ein wenig. Ein Wermutstropfen, den Platz darum herum kann man super mit Dialogfenstern des Spiels füllen um so immer alles auf einmal im Blick zu behalten (siehe Screenshots).
Alternativ müsste es möglich sein via winecfg dem virtuellen Desktop eine niedrigere Auflösung zuzuweisen und das Spiel in dieser niedrigeren Auflösung im Vollbild darzustellen.
Audio
Feinstes Midi beglückt den Gehörgang, sofern wine zuvor entsprechend konfiguriert wurde, und sich stark wiederholende Töne verzieren den Titel. Wem dies auf die Schnelle beginnt an den Nerven zu reiben, der deaktiviert die Tonausgabe und lässt im Hintergrund Podcasts, Musik oder einen Nachrichtensender laufen. Dem Spielverlauf schadet eine geräuschlose Darbietung nicht, was es umso ärgerlicher macht, dass unter anderem die Tonausgabe unter wine ein Grund dafür ist, dass sich, wie oben beschrieben, das Spiel nicht einwandfrei installieren lässt.
Fazit
Liebe Güte ist dieses Spiel alt. Es besitzt aber auch heute noch, 22 Jahre nach seiner Veröffentlichung, eine gehörige Portion Charme. Die damals weise eingesetzten Pixelgrafiken sorgten dafür, dass die Darstellung, von den extrem(!) schlecht gealterten Zwischensequenzen abgesehen, auch heute noch erträglich scheint. Nach einigen Spielminuten ist es durchaus nachvollziehbar, wenn Spieler in den Einstellungen zuerst die Musik und später auch die Toneffekte deaktivieren. Wenn dann jedoch der erste Hafen gebaut, die erste Straße verlegt und die ersten Urlauber im kleinen Paradies angekommen sind, dann versprüht Holiday Island eine gewisse Magie die einen weitere Straßen, weitere Domizile und weitere Unterhaltungsgebäude errichten lässt. Klingelt dann schließlich die Kasse und werden mit der Zeit neue Gebäude frei gespielt, hat sich der geneigte Spieler entweder bereits verliebt, und wird die kommenden Stunden investieren, oder er hat sich gelangweilt abgewendet.
Trivia
Bei einer Recherche dazu wie man Holiday Island unter Linux zum Laufen bekommt, stieß ich auf einen ambitionierten Programmierer, der das Spiel von damals optisch kaum angetastet unter einem anderen Namen zu neuem Leben erwecken möchte. Wer Holiday Island mag und mochte könnte sich auch für das sich noch in der Entwicklung befindliche (Stand Dezember 2018) Summer Islands erwärmen.
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