Das Spiel
And Yet It Moves ist ein 2D Einzelspieler Plattformer, der seit Anfang August 2010 auch für Linux erhältlich ist.
Testbericht
Als ich vor über zehn Jahren das erste Mal das Schloss betrat, das als Schauplatz von Castlevania - Symphony of the Night (PSX) diente, verpasste ich ohne es zu bemerken die Hälfte des Spiels. Das Ende war nämlich nur ein vermeintliches - nur wenn man den Raum des Endgegners mit einem bestimmten Gegenstand bewaffnet betrat, offenbarte sich dessen wahre Gestalt. Als Folge erschien ein zweites Schloss, das dem ersten komplett glich - nur stand es auf dem Kopf. So kämpfte man sich also ein zweites Mal hindurch bis man endlich zum wahren Endgegner gelangte.
Davon inspiriert experimentierten wir 2005 im SuperTux-Team mit "Level Flipping" - dem Auf-den-Kopf-Drehen von Levels durch Einsammeln bestimmter Gegenstände. In ein Release hat es bisher leider lediglich ein Testlevel geschafft. In ausgereifter Form kam die Idee 2007 mit dem Spiel "Which Way Is Up" in der Welt der OpenSource-Spiele an. In diesem 2D-Platformer drehte sich das gesamte Level um 90 Grad wenn man entsprechende Schalter betätigte. Nur so konnte man den Ausgang erreichen.
Spielprinzip
Auch in And Yet It Moves dreht sich alles ums Drehen. Die Idee ist keineswegs neu; das grundlegende Spielprinzip gleicht dem von Which Way Is Up fast vollständig. Die Spielfigur läuft und hüpft durch Levels, die sich in 90-Grad-Schritten drehen lassen. Dadurch werden Wände zu Böden, Böden zu Decken und vormals unüberwindbare Hindernisse zu leicht passierbaren Wegen. Im Gegensatz zu Which Way Is Up gibt es hier vor allem drei wesentliche Neuerungen: Erstens die Tatsache, dass man die Levels jederzeit auf Knopfdruck rotieren lassen kann. Zweitens eine Realphysik-Engine, die in den letzten Jahren schon vielen Indie-Games zu originellem Puzzledesign verholfen hat. Und drittens: Eben jene originelle Puzzles.
Die Kombination aus aktivem Drehen und Realphysik eröffnet neue Möglichkeiten: Durch das Drehen auf Knopfdruck wird der Weg durch die Level weniger offensichtlich, da man nicht immer genau weiß, wann man drehen muss. Die Kontrolle über die Schwerkraft ist auch die einzige Waffe, die man zur Verfügung hat. So kann man etwa die Tatsache für sich ausnutzen, dass sich Fledermäuse bevorzugt in Richtung Decke bewegen. Oder man lenkt fallende Feuersteine so um, dass sie Strohmatten entzünden, die wiederum dank der richtigen Drehung den tödlichen Bienenschwarm vertreiben. Besonders in den späteren Levels werden die Puzzles immer ausgereifter und kreativer. Hier halten die Designer noch einiges an Überraschungen parat, auf das ich hier noch nicht vorgreifen will... obwohl: Der Ritt auf dem gehörnten Riesenmeerschwein verdient schon besondere Erwähnung. Natürlich dürfen daneben auch Elemente wie Schaukeln sowie bewegte, fallende und verschwindende Plattformen nicht fehlen.
Leider sind die Levels trotz allem sehr gradlinig aufgebaut. Es gibt immer genau einen Weg zum Ziel, Secrets waren trotz intensiver Suche nicht zu entdecken. Selbst wenn man an einigen Stellen tausend Tode starb, um den scheinbar unmöglichen Sprung in eine vermeintliche geheime Passage doch noch zu schaffen, so führte diese doch wieder nur auf den ursprünglichen Weg zurück. Das ist sehr schade, denn das Spieldesign hätte unzählige Möglichkeiten geboten, um Secrets zu verstecken. Das eingebaute (und zur Zeit offenbar sehr angesagte) Achievement-System, wie man es z.B. aus StarCraft II oder Steam-Titeln kennt, ist zwar nett, macht diesen Verlust aber nicht wett. Um den Replay-Value zu erhöhen gibt es außerdem noch einen Speedrun-Modus samt Online-Highscore-Liste, über die man mit Spielern weltweit um die Wette spielen kann.
Steuerung
Die Steuerung beschränkt sich auf ganze sechs Tasten: Mit a und d bewegt man die Spielfigur nach links und rechts, mit w springt sie. Die Pfeiltasten nach links und rechts dienen zum Level-Dreh in die gewünschte Richtung. Die Pfeiltaste nach oben dreht das Level gleich um 180 statt um 90 Grad. Mit diesen Funktionen ausgestattet muss man sich seinen Weg durch die Welten bahnen. Anfangs muss man sich noch etwas eingewöhnen, aber nach einiger Zeit verwechselt man Laufen und Drehen nicht mehr so häufig und dreht auch das Level intuitiv in die richtige Richtung. Letzteres ist besonders wichtig, da die Spielfigur Sprünge nur bis zu einer gewissen Höhe überlebt. Muss man mitten im Sprung erst wieder umkehren, ist es oft schon zu spät. Die maximale Fallhöhe ist extrem kurz und bei all dem Rotieren auch oft schwer einzuschätzen. Das, sowie die Tatsache, dass sich einige Rätsel erst durch ausprobieren erschließen, führt dazu, dass man sehr oft stirbt. Zwar gibt es direkt nach jedem Hindernis einen Respawn Point, trotzdem kann es manchmal frustrierend sein, dieselbe Stelle immer und immer wieder zu spielen. Hat man es dann jedoch endlich geschafft ist der Frust schnell wieder verflogen und man freut sich auf das nächste Hindernis. Durch den hohen Suchtfaktor hat man die 16+2 Levels in wenigen Stunden durchgespielt so dass noch die fehlenden Achievements und die High Score Liste bleiben.
Darstellung
Wie bei vielen Indie-Spielen ist die Optik low-tech, aber hochoriginell: Man nehme ein paar hochauflösende bunte Texturen von Stein, bewachsenen Felsen, Graslandschaften, Bäumen usw., drucke sie aus, zerreiße das Papier und lege aus den Schnipseln einen Level. Für Abgründe verwende man schwarzes Papier. Dann schneide man aus einem weißen Blatt eine Spielfigur aus (in Einzelteilen, wegen der Todessequenz), deute die Konturen mit einem Bleistift an - fertig ist die Grafik von And Yet It Moves. Diese ungewöhnliche Darstellung macht viel Spaß und wird auch durch Musik und Sound atmosphärisch getragen; die akustische Untermalung fällt dabei allerdings recht spärlich aus.
Installation
Die Installation verläuft recht einfach und komfortabel. Das Spiel ist in verschiedenen Varianten zu bekommen, als DEB, RPM oder als Tar.
Fazit
And Yet It Moves macht einfach Spaß, so viel steht fest. Es ist ein typisches Casual Game, das besonders durch die kreative Darstellung und das interessante Spielprinzip überzeugt. Anhand der Demo kann man sich ein sehr gutes Bild davon machen. Von den kreativeren Puzzles ist allerdings nur ein einziges vertreten - diese sind in der Vollversion deutlich zahlreicher und vielseitiger. Wer also nach der Demo noch Lust auf mehr hat - und die Chancen dafür stehen gut - wird nicht enttäuscht. Negativ fallen gelegentliche Frustration, fehlende Secrets und die recht geringe Anzahl an Levels auf. Hier hätte man auch für den niedrigen Preis von zehn Euro ruhig etwas mehr erwarten können.
Review: Marek «wansti» Möckel
Troubleshooting
Steam Version
Bei der Steam Version hatte ich das Problem, dass dass Spiel nicht startet. Das Problem lässt sich lösen, indem man im Startskript eine Zeile ändert. Wechselt zunächst in das Verzeichnis .local/share/Steam/steamapps/common/And Yet It Moves und öffnet die Datei AndYetItMovesSteam.sh in einem Editor. In der Zeile
ayim_dir="$(dirname "$(readlink -f ${BASH_SOURCE[0]})")"
ändert ihr den Wert folgendermaßen:
ayim_dir="$(dirname "$(readlink -f "${BASH_SOURCE[0]}")")"
Zum Schluss speichern. Danach könnt ihr das Spiel aus Steam heraus starten.
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Ja, sehr nett und trotz simplen Mechanismus abwechselungsreich, aber viel zu kurz....