Grafisch ganz nett aber irgendwie doch arg hakelig.
Der geistige Nachfolger von Insurgency wurde vom Entwickler und Publisher New World Interactive zurück in den Zweiten Weltkrieg versetzt. Day Of Infamy knüpft dabei an das erfolgreiche Spielmodell von Insurgency an und wendet es konsequent auf das Weltkriegssetting an und ergänzt die Spielmodi dabei noch um viele Elemente. Treu bleibt sich New World Interactive auch mit Day Of Infamy indem es kein einfaches schnödes Ballerspiel produziert, sondern auch hier die harsche Realität des Krieges und seine Folgen in Szene setzt ohne dabei an Spielbarkeit zu verlieren. Was genau damit gemeint ist und wie sich das auf das Spiel auswirkt werden wir später noch genauer erläutern.
Wir haben von New World Interactive freundlicherweise einige Kopien zum Testen des Spiels erhalten, wir bedanken uns dafür recht herzlich.
Über das Spiel
Day Of Infamy versetzt den Spieler in eine Einheit im Zweiten Weltkrieg. Es ist sehr stark auf den (Online-) Multiplayer ausgerichtet und bietet keine Einzelspielerkampagne. Nur das Tutorial ist logischerweise für einen einzelnen Spieler ausgelegt. Wer keine Mitspieler findet, oder nicht gegen menschliche Spieler kämpfen möchte, der kann sich in die bereits aus Insurgency bekannten KI-Schlachten stürzen.
Laut dem Entwickler wurde Day Of Infamy als Mod zu Insurgency begonnen und später dann zu einem vollständigen Spiel umgebaut.
Was macht Day Of Infamy aus?
Day Of Infamy ist kein gewöhnlicher Massenshooter. Wer nicht mit seinem Team zusammenarbeitet, kommt nicht weit. Zudem gilt es Missionen zu erfüllen, die durchaus auch einen knackigen Schwierigkeitsgrad haben. Die neuen Klassen, wie Offizier oder Funker erlauben es Unterstützung im Kampf anzufordern. So können gezielte Bomberangriffe, Attacken mit Stukas oder Nebelwände als auch Artillerieschläge taktisch genutzt werden, um Teile der Karten vom Gegner freizuräumen und den Vorteil auf seine Seite zu ziehen.
In den drei verfügbaren Armeen "Deutsche Wehrmacht", "Commonwealth" und "US Army" können die Spieler mehrere Gruppen freispielen, oder mit einem kostenpflichtigen DLC freischalten. Innerhalb dieser Gruppen sind die zahlreichen Klassen auf jeder Seite der Armee vorhanden. Für jede Klasse sind im Spiel nur begrenzte Plätze verfügbar, so dass dadurch ein ausgewogenes Team zustande kommt.
Freie Plätze können mit KI-Spielern aufgefüllt werden. Leider verhindern diese dann auch, dass menschliche Spieler nachrutschen können, da der Server dann als voll gilt.
Das Spiel selbst ist, unabhängig vom Modus, sehr schnell. Schüsse können schnell töten, wie im realen Krieg halt eben auch, so dass Spieler sich oft dem Wartebildschirm gegenüber sehen und darauf warten, dass wieder ein Nachschubzeitpunkt erreicht wird. Diesen Nachschubzeitpunkt können die noch lebenden Mitspieler mit dem Befreien von Punkten auf der Karte oder dem Abgreifen von Supplies aus der Luft beschleunigen.
Die Spielmodi unterteilen sich in zwei Arten, den Multiplayer gegen hauptsächlich menschliche Spieler, und dem Cooperative-Modus, bei dem menschliche Spieler gegen die KI antreten.
Im Multiplayer gibt es neben dem Spielmodus "Casual mit Bots", auch noch den Modus "Battles", in dem verschiedene Spielarten wie "Frontline", "Offensive", "Liberation" und "Invasion" gespielt werden können. Die Karten dazu sind gut durchdacht und man erlebt immer wieder, dass an gewissen Punkten die Entwickler den Spielern das Leben nicht allzueinfach machen wollten. An taktisch guten Punkte ist nicht immer alles auf einmal einsehbar, "Überpositionen" entstehen so nicht, jeder Posten muss aus mehreren Richtungen gesichert werden. Hier merkt man, dass sich die Entwickler inhaltlich wirklich Gedanken gemacht haben.
In dem Modus "Special Assignments" kann man Modi wie "Firefight", "Sabotage", oder "Intel" spielen, die sich interessant anhören und für Abwechslung sorgen.
Im Cooperative-Mode kann man Missionen gegen KI-Spieler spielen. Dort gibt es die Wahl zwischen "Infantry" und "Commando". Letzteres beschränkt die Waffenauswahl und setzt den Spielern Elite-Einheiten entgegen.
Grafik
Das Spiel basiert auf der Source-Engine von Valve, die auch schon für den Vorgänger Insurgency verwendet worden ist. Dadurch wirkt die Grafik solide und passend, aber an einigen Stellen merkt man ihr auch das Alter schon an.
Wir haben mit einer NVIDIA GeForce GTX 960 volle 60FPS im gesamten Spiel erreichen können.
Portierung
Multiplayer
Dank der Source-Engine und dem vorherigen Linux-Engagement bei Insurgency standen die Chancen für eine Linux-Version gut. So wurde auch beim vollständigen Release des Spiels die Linux-Version gleich mitgeliefert.
Leider mussten wir Schwierigkeiten bei der Linux-Umsetzung feststellen. Das Spiel wird ausschließlich über Steam ausgeliefert, daher wird der Multiplayer auch über Steam und die Freundeslisten geführt. Die Einladefunktion für die Freunde-Gruppe im Spiel selbst führt leider ins Leere. Die Einladungen kommen nicht bei den Mitspieler an. Der Steam-Client zeigt trotz gestarteten Spiels nicht an, dass man sich bereits im Spiel befindet. Daraus folgt, dass man nicht dem Spieler in ein Spiel folgen kann. Es ist also nicht möglich, dass man zu einem bereits laufenden Spiel zu seinen Freunden aufschließt.
Unser Zusammenspiel war am Ende nur möglich, weil wir "zufällig" auf dieselben Server gegangen sind.
Wir haben den Hersteller New World Interactive über diese Probleme in der Linux-Fassung informiert und ihm Gelegenheit gegeben dazu Stellung zu nehmen und die Probleme möglicherweise zu beheben. Uns wurde mitgeteilt, dass das Problem höchstwahrscheinlich in der Source-Engine liegt und es daher nicht möglich ist, ihn zu korrigieren.
Warum dieselbe Engine bei Insurgency funktioniert, bleibt daher leider eine offene Frage.
Nachtrag vom 21.05.2017
Mittlerweile tritt dieses Problem auch beim großen Bruder Insurgency auf, auch wenn dort das Erstellen einer Party vor einem laufenden Spiel noch funktioniert. Steam verliert hier allerdings auch nach wenigen Minuten Spielzeit die Information, dass der Spieler sich im Spiel befindet, siehe dazu Troubleshooting unten.
Troubleshooting
Steam zeigt nicht an, dass man spielt
Nachdem Day of Infamy gestartet worden ist, verschwindet der Spielstatus nach einer Weile. Das liegt daran, dass nach Day of Infamy ein Crashhandler gestartet wird, dessen Beenden von Steam als Spielbeendigung erkannt wird. Geht dazu in das Day of Infamy-Verzeichnis und nehmt dem Crashhandler die Ausführungssrechte:
cd steam/steamapps/common/dayofinfamy/ chmod -x crash_handler
Dedicated Server
Wir haben trotz der kaum vorhandenen Dokumentation einen lauffähigen Server unter Linux erstellen können. Im folgenden werden wir euch zeigen, wie ihr euren eigenen Server aufsetzen könnt.
- Als ersten Schritt ladet euch steamcmd herunter. Startet es nach dem Entpacken und lasst es sich selbst auf den neusten Stand bringen.
- Startet den steamcmd-Client und loggt euch als Anonymous ein:
./steamcmd.sh login anonymous
- Nun legt ihr das Zielverzeichnis fest, in dem der Dedicated Server landen soll. Wir haben hier doi_server gewählt.
force_install_dir doi_server
Nun gehts ans Installieren. Der Server taucht nicht unter Steam-Tools auf, aber über die SteamDB kommt man an die wichtige AppID heran.
app_update 462310
Sobald die Installation abgeschlossen ist, könnt ihr den Steamcmd-Client wieder verlassen.
- Wechselt jetzt in das doi_server-Verzeichnis. Dort müsst ihr im Unterverzeichnis doi/cfg die server.cfg anlegen. Dort liegt eine (leider) unvollständige server.cfg.example. Hier unsere laufende Beispielkonfiguration:
"mapcyclefile" "mapcycle_tactical_operation.txt" // "tactical operation" mapcycle - firefight, vip, search and destroy "mp_friendlyfire" "1" // friendly fire "mp_tkpunish" "1" // How to punish team killing ( 0 = none, 1 = warning, 2 = kill ) "sv_hud_deathmessages" "0" // death messages "sv_hud_scoreboard_show_kd" "1" // show k:d on scoreboard "sv_hud_targetindicator" "1" // show friendly player names when looking at them "mp_timer_pregame" "10" // timer for the pre-game (before the game starts, usually after map change or on mp_restartgame 1) "mp_timer_preround" "15" // timer for the pre-round (before the round starts, usually after a previous round ends or on mp_restartround 1) "mp_timer_postround" "15" // timer for the post-round (after the round starts) "mp_timer_postgame" "21" // timer for the post-game (at the end of a game / map rotation) "ins_bot_quota" "0" // if set higher than 0, the server will add this many bots to each team "sv_deadvoice" "0" // enabling this will allow the dead and living to VOIP each other "sv_deadchat" "0" // enabling this will allow the dead and living to chat text each other "sv_deadchat_team" "1" // is deadchat limited to just your team? "hostname" "Holarse - Spielen unter Linux" "rcon_password" "totalgeheim" "sv_password" "richtiggeheim" "sv_playlist" "nwi/coop"
- Unsere systemd-Service-Unit sieht wie folgt aus:
[Unit] Description=Day Of Infamy Dedicated Server [Service] User=dayofinfamy ExecStartPre=/var/xxxxx/steamcmd.sh +runscript /var/xxxx/doi_server/doi_update.txt ExecStart=/var/xxxx/doi_server/srcds_run +max_players 20 +map "comacchio" +mp_gamemode "stronghold" WorkingDirectory=/var/xxxx/doi_server [Install] WantedBy=multi-user.target
Die doi_update.txt enthält nur die steamcmd-Befehle von oben, abgeschlossen mit einem quit.
Grafik
Wie bereits beim Vorgänger Insurgency wurden die Probleme nach und nach behoben. Derzeit beschäftigt den Spieler noch das Problem mit den Türen, deren Box-Modell scheinbar zu groß geraten ist. So bleibt man häufig in den Türen hängen, obwohl diese von der Breite her passen müssten. Neben den Clippingfehlern insbesondere in der Death-Cam ist uns aufgefallen, dass es das Spiel gar nicht mag, wenn man mit Alt+Tab aus dem Spiel herausspringt.
Einige Abstürze hatten wir auch zu beklagen, jedoch war das grundsätzliche Spielerlebnis rund und oftmals auch ohne Freezes oder Abstürze zu genießen. Nachstellbare Fehler haben wir bei unseren Tests keine gefunden.
Die Texte der deutschen Fassung, aber auch die der originalen englischen Sprachversion waren manchmal zu lang und wurden abgeschnitten. Informationen wie Tipps waren daher zum Teil unbrauchbar. Viel zu lesen gab es jedoch nicht, daher ist das Problem nicht schwerwiegend. Aber einen faden Nachgeschmack bei der Qualitätssicherung hinterlassen solche offensichtlichen Auffälligkeiten jedoch schon.
Fazit
Day Of Infamy ist für Fans von Insurgency durchaus zu empfehlen. Die nicht funktionierende Multiplayer-Lobby für Linuxspieler ist aber sehr ärgerlich und gerade bei einem multiplayerlastigen Titel eigentlich ein Kernkriterium. Warum es in Day Of Infamy (DoI) nicht funktioniert, während des beim enginegleichen Insurgency ohne Probleme werkelt, ist unserer Meinung nach nicht einfach nur auf die Engine abzuschieben.
Warum der Dedicated Server nicht in den Steam-Tools auftaucht und es auch keine vernünftige Anleitung vom Hersteller gibt, ist uns ein Rätsel. Gerade hier sollte die Linux-Server-Version ihre Stärken zeigen können.
Inhaltlich ist Day Of Infamy top. Der Zweite Weltkrieg kommt realistisch daher, die zahlreichen Missionen und Missionsarten, kombiniert mit den Schwierigkeitsgraden sorgen für stundenlangen Spielspaß. In Day Of Infamy muss man sich erst reinfinden, gerade dann machen aber die Missionen gegen die KI riesig Laune.
Unser Tipp: Ihr habt einen eigenen Dedicated Server für Day Of Infamy? Oder ihr spielt ohne feste Gruppe? Dann eine unbedingte Kaufempfehlung. Alle anderen sollten sich den Kauf überlegen. Das Spiel selbst ist top, wenn irgendwann der Multiplayer-Freunde-Part funktioniert, wäre die Empfehlung uneingeschränkt. Steigende Zahlen bei den Linux-Käufern sollten New World Interactive klarmachen, dass die Linuxspielerbasis da ist und außergewöhnliche Spiele verlangt.
Kaufen
Ihr könnt Day Of Infamy auf Steam für Windows, OS X und Linux erwerben. Ebenfalls ist ein Steam-Key auch beim Humble Store erhältlich.
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Das Spiel ist scheiße.