DiRT 4 wurde von Codemasters als Offroad-Racing-Sim entwickelt und im Juni 2017 veröffentlicht. Feral Interactive hat diesen Titel dann im April 2019 für Linux portiert und herausgegeben. Wir haben freundlicherweise eine Kopie des Spiels zum Ausprobieren unter Linux erhalten.
Unterschied zu DiRT Rally
Thematisch steht DiRT 4 dem vorher auch für Linux veröffentlichten DiRT Rally aus demselben Hause nahe. Beide simulieren rasante Offroad-Strecken mit offiziellen Fahrzeugen, vielen Tuning-Möglichkeiten und einem managementanteil. DiRT Rally erhebt für sich den Anspruch den Rally-Sport möglichst genau als Renn- und Tuningsimulation abzubilden. DiRT 4 dagegen schlägt zwar in dieselbe Bresche, zieht das ganze aber als All-Terrain-Motorsport-Simulation für den Motorsportfan im Offroad-Bereich auf.
Über das Spiel
Dieser Unterschied zeigt sich auch schon bei den Fahrzeugen, eines der ersten ist ein Offroadfähiger Opel Adam, den man in Michigan, USA auf die Piste lässt. Die Tatsache, dass man hier echte Fahrzeuge fährt, die man aus dem Alltagsleben kennt, hat schon seinen Reiz. Bewegt man diese Autos dann auch noch auf Schotterpisten, durch Pfützen und im Slide durch engen Kurven über die Piste, dann stellt man fest, wo DiRT 4 gegenüber DiRT Rally den Spaß festmacht: das "Fahrvergnügen" gegenüber einer möglichst realistischen Rally-Simulation.
Natürlich lässt sich die Schwierigkeitsstufe im Detail einstellen. Insgesamt gibt es drei Stufen. Bremsassistenten und Unterstützung gegens Aussteuern sind die üblichsten Hilfsmittel, es lässt sich jedoch alles aus- bzw. einstellen. Für jede eingestellte Hilfe bekommt man einen Malus auf seine Punkte angerechnet. In der von mir der Standardeinstellung entsprechenden Konfiguration ist man auf etwa 70% der möglichen Punkte.
Neben den Einstellungen lässt sich das Spiel grundsätzlich im Gamer- oder aber auch im Simulations-Modus spielen. Wer es anspruchsvoll mag, kann das Spiel so auch in den Realismusmodus versetzen. Diese Einstellung wird auch im Matchmaking im RaceNet verwendet.
Spielmodi
In der Karriere fährt man sich in der Rally-Disziplin erst durch Michigan und bei entsprechenden Siegen kann man weiter nach Spanien, Schweden und Wales. Die Strecken unterscheiden sich dabei deutlich in ihrer Schwierigkeit. Mal geht es bergauf, durch kleine Städte hindurch und auch auf richtigen Straßen wird Gas gegeben. Für die verschiedenen Events benötigt man passende Fahrzeuge, die brandneu in der Garage oder etwas günstiger in den Kleinanzeigen erworben werden können. Mit dem Startgeld und einem Opel Adam oder alternativ einem Ford Focus ist man für das erste Event in Michigan gut gerüstet.
Für weiteren Spielspaß ist mit den weiteren verschiedenen Disziplinen "Land Crush", "Rally Cross" und "Historical Rally" gesorgt. Seinen Management-Gen kann man im Rennstall ausleben. Dort kann man verschiedene Mitarbeiter anwerben und sich fortbilden. Neben dem Tuning ist auch Strecken- und Reparaturmanagement möglich, man kann es aber auch automatisch laufen lassen.
Im Wettkampf kann man sich in immer wieder neustartenden Events im RaceNet gegen andere Spiele messen. Neben den offiziellen Tournaments gibt es auch Community-Events. Im Mehrspielermodus kann man dann diese Events selbst erstellen und mit ausgewählten Spielern fahren. Im freien Spiel lassen sich eigene Meisterschaften erstellen und mit "Freunden" teilen.
Zudem bietet DiRT 4 noch die Spritztour mit 11 verschiedenen Herausforderungen an, in denen es um Zeitfahren und blumig bezeichneten Rennen wie "Mini-Massaker", "Heckantrieb-Hetze" oder "RX-Randale" geht.
Richtig klasse finde ich die DiRT-Akademie. Auf einem Testgelände ("Dirtfish") lassen sich sämtliche Fahrzeuge aus der eigenen Garage mit allen Einstellungen ausprobieren und austesten. Neben dem Rally-Modus lassen sich hier auch die anderen Modi ausprobieren.
Ich habe DiRT Rally nie auf voller Simulation und eher zum Spaß gespielt. Es hatten sich nach vielen Stunden Spielzeit die ersten Verbesserungen meiner Fahrleistung darin wiedergespiegelt, dass ich nicht mehr als letzter ins Ziel gekommen bin. Somit ist DiRT 4 da deutlich einsteigerfreundlicher, da ich gleich bei den ersten Versuchen gute Ergebnisse und Siegertreppchenplätze erkämpft habe. Das schiebe ich zum einen auf die etwas mehr verzeihende Spielphysik aber natürlich auch auf meine bisherigen DiRT Rally-Erfahrungen ;-)
Die Möglichkeit "normale" Fahrzeuge zu fahren ist bei mir sehr positiv angekommen. Das neben Rally auch spaßige und ruppigere Events wie das Land Rush möglich sind, zeugen zudem vom unterhaltsameren Charakter vom DiRT 4.
Strecken, Grafik und Wetter
Die Strecken sind sehr detailliert gestaltet, mit vielen Zuschauern und schöner Streckenvegetation. Besonders der Wechsel in einen Wald macht ganz schön was her und ist schick anzusehen. Leider hat man während eines Rennens davon nicht sehr viel :-) Die Events sind immer wetter- und tageszeitabhängig, ein ansonsten gutes Rennen kann durch einen plötzlichen Nebeleinbruch im Wald ganz schön haarig werden, wenn man bloß noch ein paar Meter Sichtweite hat, aber weiter mit Tempo 80 zum Ziel flitzt.
Gute und nötige Wartemusik
Zum Abschluss noch ein paar allgemeine Worte: Der Soundtrack ist fetzig und passt richtig gut zum Spielcharakter, das muss dringend lobend erwähnt werden. Was leider etwas nervig ist sind die Ladezeiten. Pro Strecke betragen die im besten Fall knapp 40s, es kann aber auch schonmal bis 120s dauern. Einen Hinweis wie lange es noch dauert gibt es außer einem sich drehenden Rädchen leider nicht. Zum Glück ist der eben erwähnte Soundtrack wirklich gut und wird während der Ladezeit gespielt. Innerhalb eines Events verkürzt sich die Wartezeit.
Hardware
An Hardware benötigt DiRT 4 etwa das was auch DiRT Rally gefordert hat. Ein aktueller Grafiktreiber ist wegen Vulkan (und auch sonstiger Performance) natürlich Pflicht. Feral erwartet bei NVIDIA hier die Treiber-Version 418.43 und eine GeForce GTX 680 (2GB), oder besser eine GTX 1070. Bei AMD-Karten Mesa 18.3.4 mit einer R9 285, 380, 380X, Fury, Nano oder Fury X.
Der Rechner sollte 8 GB RAM mitbringen. Als offiziell unterstützt Distribution wird Ubuntu 18.04 (64bit) genannt.
Das Testsystem besteht aus einem AMD Ryzen R7 1800X mit 32 GB RAM und einer NVIDIA GeForce GTX 960 (4GB) mit Treiber-Version 418.56 auf einem openSUSE Leap 15.0.
Gespielt wurde auf Full HD (1920x1080) in der Qualitätsvoreinstellung "Sehr hoch". Es gab keinerlei Ruckler und die Framerate war stehts um die 50 FPS ohne Vsync.
Gesteuert werden kann DiRT über Tastatur (nicht empfehlenswert) oder Controller, in meinem Fall einen XBox 360-Controller, der automatisch erkannt und sinnvoll vorbelegt worden ist. Es lässt sich nahtlos zwischen den Eingabemöglichkeiten hin- und herwechseln. Laut Beschreibung werden auch Lenkräder, Pedale und Lenkradaufhängungen unterstützt, welche Modelle genau unterstützt werden, könnt ihr in der FAQ nachlesen.
Kaufen
DiRT 4 kann als Steam-Key direkt auf Steam, im Humble Store als Steam-Key und ebenfalls als Key im Feral-Shop für €54,99 erworben werden.
Fazit
Wer Rennsport mag, aber nicht Vollprofi ist oder sein möchte, der kann hier problemlos zugreifen. DiRT 4 bietet einen guten Einstieg, bietet aber noch genügend Herausforderungen und Simulationspotential für viele Spielstunden an. Die Umsetzung ist klasse und es gab an der Linux-Version kein bisschen zu mäkeln. Schön wieder eine Vulkan-Umsetzung unter Linux zu sehen und einen großartigen Renntitel unter unserer Lieblingsplattform zur Verfügung zu haben.
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Ich habe festgestellt, dass Strecken wesentlich schneller laden wenn man direkt bevor der Ladevorgang beginnt das Spiel minimiert. Man muss allerdings wirklich sehr fix sein. Hat jemand eine Ahnung wodurch solch ein Effekt zustande kommt?