Im November 2016 gab Feral Interactive den ersten Teil der Total War: WARHAMMER-Serien für Linux heraus, nach knapp einem halben Jahr Portierungszeit. Knapp ein Jahr später veröffentlichte der ursprüngliche Entwickler Create Assembly (so gut wie für alle Total War-Spiele verantwortlich) am 28. September 2017 den zweiten Teil für die Windows-Plattform. Nun dauerte es noch ein ganzes Jahr bis Feral Interactive dann am 20. November 2018 den zweiten Teil auch endlich für Linux veröffentlichen konnte.
Wir haben freundlicherweise eine Kopie von Feral Interactive zur Verfügung gestellt bekommen, um uns ein genaueres Bild der Linux-Portierung machen zu können. Wer sich für unser Review des ersten Teils interessiert kann ihn gerne hier nachlesen.
Der Nachfolger ist Total War: WARHAMMER III und ist bei Feral Interactive am 16.06.2022 auf Steam erschienen.
Über das Spiel
Wie der Titel schon vermuten lässt, ist Total War: WARHAMMER natürlich im Warhammer-Universum angesiedelt. Spielt der erste Teil noch vollständig in der "alten Welt", so befasst sich der zweite Teil mit den neuen Rassen rund um die "neue Welt" und den Kontinent Ulthuan, der als ringförmige Landmasse zwischen der alten und neuen Welt gegelegen ist.
Wie in Total War-Titeln üblich teilt sich das Spiel in einen aus rundenbasierter Strategie-dominierten Teil auf der Übersichtskarte der zu erobernden Welt und in einen Echtzeitstrategie-Kampf in dem Schlachtenmodus. Dort steuert der Spieler die Armeen direkt und führt sie möglichst geschickt in den Kampf.
Was bringt das Spiel und die DLCs?
Das Hauptspiel kommt mit einer kleinen Flottila an DLCs daher. Es gibt zum einen kostenlose und (recht teure) kostenpflichtige DLCs. Eine Besonderheit ist der DLC Mortal Empires, der kostenlos und nur dann verfügbar ist, wenn man auch den ersten Teil Total War: WARHAMMER besitzt. In diesem DLC kann man in der alten und neuen Welt spielen. Ebenfalls kostenlos erhalten Vorbesitzer das kostenpflichtige DLC "Blood for the Blood God II", eine Art Gore-Mode mit viel Blutgefetze.
Den Anfang der Kommandanten-DLCs (vermutlich werden da noch weitere kommen) macht "The Queen & The Crone". Die derzeitigen (Januar 2019) restlichen Kommandanten-DLCs sind durchweg kostenlos. Die restlichen käuflich zu erwerbenden DLCs enthalten die Fraktionen der "Vampir-Piraten" (knapp €18,00!) und der "Gruft-Könige" (€17,50).
Das Grundspiel liefert schonmal eine Menge Fraktionen (Hochelfen, Echsenmenschen, Dunkelelfen und Skaven), die für viel Spielinhalt sorgen.
System- und Hardwarevoraussetzeungen
Es werden mehrere verschiedene Voraussetzungen genannt. Auf der Webseite unter FAQ und im Support FAQ genannten System- und Hardwarevoraussetzungen sind leider völlig veraltet und nicht mehr relevant. Nach einem kleinen Hinweis hat Feral die Seiten schnell aktualisiert.
Die aktuellen Anforderungen sind in der Shop-Seite zu finden. Dort wird mindesten ein Ubuntu 18.04 (64bit) verlangt und kein Ubuntu 16.10 oder SteamOS 2.0 mehr.
Ihr solltet mindestens einen i3-4130T, jedoch besser einen Intel Core i7-4770 mitbringen. RAM wird mit 8GB empfohlen, mehr ist natürlich immer besser: in den Testspielen wurden locker 10GB RAM gefüllt.
Benutzer von AMD-Grafikkarten sollten eine AMD R9 270 (2GB) mindestens mitbringen. Empfohlen wird eine AMD RX 480 (4GB). Mesa muss in der Version 18.1.5 vorliegen. NVIDIA-Nutzer steigen mit einer NVIDIA GTX 680 (2GB) ein, empfohlen wird eine NVIDIA GTX 970 (4GB). Hier wird die Treiber-Version 396.54 als getestet empfohlen. Das Spiel belegt stolze 52GB auf der Festplatte.
In den alten FAQ wurde Intel-Grafik als nicht unterstützt genannt. Nach der Aktualisierung besteht der Hinweis auf die Nichtunterstützung von Intel weiterhin. Grundsätzlich dürfte eine Intel HD 630 insgesamt zuwenig Leistung auf dem niedrigsten Grafiklevel haben.
Offiziell wird nur Vulkan als Renderer verwendet.
Testsystem
Gespielt wird auf einem Ryzen R7 1800X (8 Kerne, 16 Threads) mit 32GB RAM auf einer NVIDIA Geforce GTX 960 (4 GB). Betrieben wird das System von einer OpenSUSE Leap 15 mit dem mitgelieferten Kernel 4.12 und dem proprietären NVIDIA-Treibern in Version 390.87, die von NVIDIA passend zu der OpenSUSE-Version ausgegeben werden. Beim Starten werden im Launcher die nicht offiziell unterstützte Distribution, die Treiber-Version und der fehlende Game-Mode angemeckert. Erstere machen jedoch nichts aus, letzteres lässt sich durch ein als root ausgeführtes
for i in $(ls -1d /sys/devices/system/cpu/cpufreq/policy*); do echo "performance" > $i/scaling_governor; done
ruhig stellen.
Mit den Grafikvoreinstellugen auf "Ultra" konnte im spieleigenen "Skaven"-Benchmark mit der eben genannten Hardware eine durchschnittliche Framerate von 33.3 FPS erreicht werden.
Multiplayer
Leider unterstützt Total War: WARHAMMER II kein Crossplattform-Multiplayer. Das bedeutet, dass nur Linux mit Linux und MacOS-Spielern spielen können, aber nicht mit Nutzern der Windows-Version. Es ist sowohl Online-Multiplayer als auch Multiplayer im LAN möglich.
Wie spielt es sich?
Die Spiele der Total War-Reihe spielen sich natürlich grundsätzlich alle gleich. Der interessante und sehr gute gelungene Aspekt hier sind die beiden großen Kampagnen, besonders natürlich die, die sich um großen Mahlstrom dreht. Die vier verschiedenen Fraktionen bieten gute Abwechslung und unterscheiden sich auch in ihrer Lebensweise voneinander, so dass das Spiel hier interessant bleibt.
Das Tutorial wirkt leider etwas überladen. Neben all den Popups und Erklärungen, erzählt und erläutert der Mentor noch im Audio-Modus einige Dinge. Zeitgleich erhält man Quests die man durchführen soll, in der nächsten Runde beginnt dann jedoch gleich schon der nächste Tutorial-Strang. Es wirkt stark so, als ob alle Erklärungen einfach irgendwie untergebracht worden sind, ganz nach dem Motto "drin ist drin".
Das Spiel selbst beginnt recht behutsam. Nach der Eroberung einiger Provinzen zieht das Tempo dann doch deutlich an. Auf einmal befindet man sich in Mitten zahlreicher diplomatischer Verhandlungen mit dem ganzen Kontinent als die übrigen Völker beginnen den großen Mahlstrom anzuzapfen.
Grafisch kann das Spiel eigentlich einiges hermachen. Ich sage eigentlich, weil ich in der rundenbasierten Strategiekarte immer den Eindruck hatte auf einen Pixelbrei zu schauen. Die schönen Karten des Vorgängers sind zwar zu erahnen, viele grafische Effekte lassen die Welt auch lebendig erscheinen. Die Städte sehen sich aber irgendwie ähnlich und haben keinen rechten Schliff. In einem der Screenshots der Strategiekarte kann man den matschigen Wald sehen. Die Grasfelder sehen leider ähnlich schwammig aus. Auch mit anderen Grafikeinstellungen (gespielt wurde in FHD mit Ultra-Einstellungen) sah es leider nicht besser aus. Anders sieht es dagegen in den Echtzeitstrategie-Schlachten aus. Die Panoramen der Umgebungen sehen fantastisch aus. Bei Eroberungen von Städten bekommt man richtig Lust diese Stadt bald sein eigen nennen zu dürfen.
Ein weiteres kleines Manko, dass ich anmerken muss ist die Hilfe. Zwar werden auch in den Missionsbeschreibungen und Benachrichtigungen grobe Hinweise gegeben, wo man etwas einstellen oder einen Ritus aktivieren muss. Ganz selbsterklärend ist es jedoch nicht und so muss man für ein paar Einstellungen sich schon auf die Suche begeben, um herauszufinden, wo sich diese Schalttafel denn nun befindet.
Kaufen
Das Hauptspiel und die DLCs könnt ihr im Feral-eigenen Shop für €59,99 für das Hauptspiel erwerben. Dort erhaltet ihr wie überall einen Steam-Key. Im Humble Store ist es ebenfalls als Steam-Key erhältlich. Oder ihr kauft es direkt bei Steam selbst. Beim Kauf im Feral-Shop erhaltet ihr dasselbe, unterstützt den Entwickler jedoch am meisten, da hier keine Zwischenhändler mitverdienen.
Fazit
Total War: WARHAMMER II ist ein guter und ergänzender Nachfolger. Die Portierung von Feral Interactive funktioniert problemlos sogar unter der offiziell nicht unterstützten OpenSUSE Leap 15. Wer die Fantasy-Welt um Warhammer mag, dürfte hier gutes Futter finden. Die strategischen Möglichkeiten und die vielen Optionen wie Helden und Riten ermöglichen viel Spielspaß in den Kampagnen.
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