Ein 2D-Point and Click-Adventure, entwickelt von Wasabi Play, einem kleinen britischen Studio. Es wurde 2018 von Lisa Evans gegründet. Sie ist beruflich Illustratorin, die über diesen Weg ihren Illustrationen ein wenig Leben einhauchen möchte. Als erstes Spiel stellt sie das 2D-Adventure Growbot vor, dass wir dank freundlicher Unterstützung ihres Publishers Application Systems Heidelberg, unter Linux direkt in der Steam-Fassung anspielen und testen konnten. Vielen Dank dafür.
Es ist am 21.10.2021 inklusive einer Linux-Version auf Steam und GOG erschienen.
Über das Spiel
Stellt euch vor, ihr habt euren ersten Arbeitstag auf eurer neuen Arbeitsstelle, seid motiviert und freut euch. Nach einer kurzen Reise kommt ihr dort auch an und könnt euch erstmal in euer Quartier zurückziehen, bis es richtig losgeht. Und dann wird die Station von einem Kristallwesen (no spoilers) angegriffen. Unschön oder?
So ergeht es Nara, der Protagonistin des 2D-Point and Click-Adventures Growbot, in dessen Rolle ihr schlüpft. Nara ist ein sogenannter Growbot, eine von unzähligen Robotern, die auf einem Asteroiden namens Kex bewohnen. Dieser wird mit einigen Raumstationen durch einen Schild vor Gefahren geschützt. Eine solche Raumstation ist der neue Einsatzort von Nara, die dorthin geschickt wird, um später einmal Captain zu werden. Durch den Angriff von aussen wachsen in der ganzen Station merkwürdige Kristalle, der Strom und die Kommunikation fällt aus und alles wird durcheinander gewirbelt.
Genau hier startet das Adventure und wir müssen herausfinden, was geschehen ist und unseren Captain finden und fragen, was wir tun können, um den Angriff abzuwehren. Überall wachsen Kristalle, wir sind verängstigt und ratlos. Los geht's, also!
Gameplay
Gespielt wird natürlich ganz klassisch mit der Maus. Auf der linken Seite habt ihr eure Gerätschaften, wie das Brainapilla (ein KI-Schweinchen), die Holo-Technik und das Blumenarrangeur. Auf der rechten Seite findet ihr eher das klassische Inventar mit Sachen, die ihr kurzfristig braucht und verwenden sollt. Dort lassen sich auch durch Drag and Drop einige Sachen zusammenlegen und kombinieren. Wenn ihr nicht mehr weiter wisst, könnt ihr das Schweinchen auf das fragwürdige Objekt ziehen und es hilft euch so gut es kann. Mit der Leertaste werden euch alle relevanten Punkte auf dem Screen angezeigt. Die Haptik zwischen Ziehen und Interaktion könnte noch etwas deutlicher ausgearbeitet werden, manchmal weiss man nicht genau, ob es hier nichts zu sagen gibt, oder ob ihr das Schwein nicht richtig platziert habt.
Ab hier beginnt dann die Welt der Growbots. Die Growbots kümmern sich um ihre lebendige Raumstation, bzw. um ihren Asteroiden, indem sie Pflanzen hegen und pflegen und daraus ihre Energie gewinnen. Pflanzen sind also ein wichtiger Bestandteil der Growbots und nicht nur Raumdekoration. Sie repräsentieren Emotionen und können auch Emotionen auslösen. Dazu werden den Pflanzen sogenannte Sonnenbeeren entnommen. Die Sonnenbeeren können kombiniert werden, um bestimmte Reaktionen hervorzurufen. Im Blumenarrangeur werden die von den Pflanzen erzeugten Töne eingefangen und zu Schilden und Schildschlüsseln umgewandelt. Mit diesen lassen sich von Schilden versperrte Bereiche öffnen und durchschreiten. Jede Blume repräsentiert einen bestimmten Ton, um die Schildschlüssel herzustellen, müssen Melodien bzw. Tonreihenfolgen im Blumenarrangeur nachgebaut und abgespielt werden. Wer dafür kein gutes Gehör hat, kann sich auch die Töne als Text darstellen lassen.
Ansonsten helfen euch Hinweise vom Schweinchen aber auch in den Büchern versteckte Hinweise, wie ihr die Rätsel lösen müsst. Die Rätsel sind nicht sehr schwer, aber durch die Umwege über die Blumentöne und die Sonnenbeeren, muss man schon etwas umdenken. Einfache Puzzlespiele, wie das Reparieren des Captains, sind auch ohne Erklärung problemlos lösbar, da es keine "Bestrafung" oder Zeitlimits gibt. Im Handbuch findet ihr auch die Betriebsanleitung der Growbots und viele hilfreiche Tipps. Dort wird auch die Hintergrundgeschichte etwas näher beleuchtet.
Die Growbots leben in einer sehr verspielten und fantasievollen Welt, die durchzogen ist von verborgener oder verdeckter Technologie. Mit allem mit dem die Growbots interagieren steckt aber eine Interpretation einer bestimmten Technologie. Da sei der Gedanken-Loop des Captains genannt und der Schutzschild, der diesen Gedankenkreis auch wieder durchbrechen kann. Die Wächter, die den Zugang zum Transportersystem beschränken werden zwar durch einen Teddy dargestellt, dahinter steht aber auch nur ein Sicherheitssystem. Insgesamt finde ich die Umsetzung von Technologie und die Metaphernsprache von Growbot ziemlich cool und gelungen dargestellt.
Technik
Das Spiel wurde mit Unity 2018.2 direkt auf Linux portiert. Die Portierung läuft einwandfrei. Es wurde mit Ubuntu 20.04 LTS auf einem Tuxedo Polaris 15 gespielt. Sowohl mit der proprietären NVIDIA GTX 1650 Ti (Treiberstand 160.91.03) als auch mit der freien Mesa-basierten AMD Radeon RX Vega 7.
Wenn ihr das Spiel startet mit %command% -force-vulkan
könnt ihr es dank der eingebauten Vulkan-Unterstützung in Unity auch direkt mit Vulkan spielen. Das Spiel selbst bietet diese Option aber nicht explizit an.
Grafik und Audio
Growbot überzeugt natürlich im großen Maße von der grafischen Aufmachung aus der Feder von Lisa Evans. Mit viel Liebe zum Detail hat sie hier eine in sich stimmige und passende Welt erschaffen, in der die blumengesteuerten Growbots mit ihren vielen Eigenarten nicht fremd sondern genau passend wirken. Auch die etwas technischeren Einblendungen, wie der Schildgenerator, wirken nicht fremd, sondern passen insgesamt in das fantasievolle Techniksetting.
Der klangvolle und hervorragend gearbeitete Sound (von Jessica Fichot) untermalt das Spiel sehr passend und stimmig. Eine Audio-Ausgabe gibt es allerdings nicht (warum sollten sich Roboter auch über Audio verständigen). Die Textdarstellungen sind jedoch vollständig in Deutsch verfügbar, die Übersetzungen aus dem Englischen sind ebenfalls hervorragend und stechen durch eine hohe Übersetzungsqualität hervor, hier hat der Übersetzer tatsächlich den Inhalt und Sinn ins Deutsche übertragen und nicht einfach nur den Text übersetzt.
Kaufen und Demo
Erwerben könnt ihr Growbot für Linux übrigens bei Steam für €16,79 und drm-frei bei GOG für €17,39. Aber auch im hauseigenen Shop des Publishers Application Systems Heidelberg erhaltet ihr den Download, hier sogar für €14,99.
Der Vollständigkeit halber sei noch der Humble Store erwähnt, wo ihr den Steam-Key für €19,99 erstehen könnt.
Falls ihr euch noch dem Kauf das Spiel doch noch einmal anschauen wollt, könnt ihr auf Steam eine Demo herunterladen. Diese ist auch für Linux erhältlich und gibt euch in zwei Screens einen guten Einblick in das Spiel.
Fazit
Ein unbedingtes Muss für Adventure-Freunde. Die etwas andere Art der Minipuzzle sind eine willkommene Abwechslung. Die Geschichte ist interessant erzählt und macht zusammen mit den tollen Bildern wirklich Spass. Schön, dass wir ein solches Adventure unter Linux spielen können!
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