Seitdem wir vor gut 18 Jahren am Ende von Dungeon Keeper 2 einen Ausblick darauf gesehen haben, dass wir die Horden aus der Unterwelt ans Tageslicht führen können, warten Spieler Sehnsüchtig auf eine Fortsetzung der Spielereihe oder zumindest auf einen gelungenen geistigen Nachfolger. 2015 erschien mit Dungeons 2 das erste Spiel was diesen Anforderungen gerecht zu werden schien, war dank vieler Eigenheiten aber dennoch nicht bloß eine Kopie des Klassikers. Nun kommt Dungeons 3 und legt in vielen Bereichen eine ordentliche Schippe drauf und überarbeitet so manches andere Feature.
Mit einer witzigen Erklärung, warum es nach der Eroberung der Welt und der Vorherrschaft allen Bösen trotzdem noch einen dritten Teil geben kann, freuen wir uns, dass Kalypso Media auch hier bereits früh in der Planung die Linux-Version fest im Blick hatte. Wir haben freundlicherweise von Kalypso Media jeweils eine Vorab-Version erhalten, mit der wir uns über die Qualität und den Fortschritt der Linux-Version ein eigenes Bild machen konnten.
Getestet haben GTuxTV und Comrad Dungeons 3 unter Ubuntu Mate 17.10 bzw. openSUSE Leap 42.3.
Story
Das ultimative Böse hat, nach seinem Siegeszug aus Dungeons 2, Langeweile und sucht nach neuen Möglichkeiten das Gute zu unterdrücken. Dafür tut es sich nun mit der Dunkelelfe Thalya zusammen um das Gute auch in andere Ecken der Welt zu auszulöschen. In einer 20 Missionen starken Kampagne was im übrigen eine glatte Verdopplung zum Vorgänger ist, wird die Geschichte von Thalya erzählt welche sich von ihrem Ziehvater Tanos abwendet und nun nach und nach sein Reich von Gut nach Böse umkrempelt. Begleitet wird die Story von schön gezeichneten Zwischensequenzen und einem humorvollen Erzähler, welcher in der deutschen Version von Monty Arnold gesprochen wird, welcher vielen als die Stimme von Rufus aus der Deponia Reihe bekannt sein dürfte. Humor ist auch in Dungeons 3 wieder ein ganz großes Thema. Die Gagdichte ist sehr hoch und es werden viele unterschiedliche Werke aus der Popkultur aufs Korn genommen; von Diablo über Herr der Ringe bis hin zu Pokemon bekommen alle ihr Fett weg, ja selbst vor Modern Talking schreckt man nicht zurück.
Gameplay
Anders als im Vorgänger, wo man die meiste Zeit nur die Einheiten der Horde kontrollierte, hat man nun recht schnell Zugriff auf Horde, Dämonen und die Untoten, welche sich alle gut ergänzen und das Mikromanagement im Dungeon noch ein wenig komplexer werden lassen. Im Dungeon selbst muss man die passenden Räume errichten um die Bedürfnisse der verschiedenen Fraktionen zu befriedigen und auch ineinandergreifende Produktionsketten schaffen um effizient Fallen bauen zu können und um seine Einheiten weiter verbessern zu können. So ist zum Beispiel die Folterkammer der Dämonen relativ nutzlos, wenn man keinen Kerker der Untoten hat um dort gefangene Helden im Vorfeld einsperren zu können.
An der Oberfläche hingegen spielt es sich wie ein abgespecktes Echtzeitstrategie-Spiel, man steuert seine Einheiten über die Karte greift Feinde an, zerstört deren Gebäude oder erobert Orte des Guten um dort Bösartigkeit zu generieren. Neben der bereits genannten Bösartigkeit gib es noch Mana und Gold als weitere Ressourcen um seinen Dungeon am Laufen zu halten und auch Nahrung in, Form von wohlschmeckenden Truthähnen, muss man für seine Einheiten bereit halten, damit diese nicht anfangen zu streiken.
Mit kleinen Gimmicks wird das Spielgeschehen obendrein noch etwas aufgelockert. Wer das Spiel in der Nacht startet wird vom Sprecher beispielsweise anders begrüßt als wenn man am Tage spielt und es gibt Zeiten im Jahr wo der Dungeon stilgerecht (jetzt grade passend Halloween und Weihnachten) geschmückt wird. Der Erzähler kommentiert das Spielgeschehen immer wieder mit witzigen Sprüchen. Insgesamt lebt das Spiel von sehr vielen und durchaus gut gelungenen Anspielungen auf andere Spiele oder Universen. Wer das nicht mag, kann diese und viele anderen Einstellungen individuell für sich anpassen oder auch ganz ausschalten.
Wer aber auf ein Tutorial verzichten möchte oder noch weitergehende Informationen über die einzelnen Räume, Fallen und Einheiten erfahren möchte, kann im Spiel jederzeit den Almanach aufrufen und dort viele wertvolle Tipps und Erklärungen finden.
Einzelspieler-Kampagne
Neben der gut 20 bis 30 Stunden langen Kampagne, je nach Spielweise, kann man noch auf zufällig generierten Karten im Gefecht sein Geschick beweisen. Hier hat man die Wahl zwischen derzeit drei verschiedenen Karten, welche über einen Zufallsgenerator noch verändert werden können.In drei verschiedenen Spielmodi muss man entweder einen Boss an der Oberwelt besiegen, Wellen von Helden besiegen oder aber im endlos Spiel... naja endlos spielen. Dies macht zwar Spaß, kann aber nicht länger als ein paar Stunden motivieren. Wem alles zu leicht ist, der kann alles auch noch auf dem Schwierigkeitsgrad "höllisch" versuchen. Man darf gespannt sein ob auch dieses mal wieder zusätzliche Inhalte über kostenpflichtige DLC nachgereicht werden, aber zumindest ließen sich in den Spieldaten schon hinweise auf einen DLC mit dem Namen Fairytale (Märchen) finden, welcher scheinbar drei neue Karten beinhaltet.
Multiplayer
Die gesamte Kampagne und auch die Gefechte sind im Koop zu zweit spielbar, hier teilt man sich dann einen Dungeon und kann sich absprechen wer sich um welche Belange kümmert. Dies eröffnet einem taktisch völlig neue Möglichkeiten.
Man kann aber auch mit bis zu vier Spielern gegeneinander antreten, wobei es hier nur das Ziel gibt Bösartigkeit anzusammeln und der Spieler der als erstes genug davon hat, hat gewonnen. Dies motiviert leider nicht sehr lange und selbst auf dem größten einstellbaren Sammelwert sind die Matches relativ schnell vorbei. Hier sollte nochmal Hand angelegt werden und noch über weitere Spielmodi nachgedacht werden. Es wäre zum Beispiel schön wenn man in den Dungeon eines Gegners eindringen könnte um dort sein Dungeonherz zu zerstören.
Lobenswert ist aber, dass der Multiplayer auf dem PC platformübergreifend möglich ist und man als Linuxnutzer beispielsweise auch auch gegen oder gemeinsam mit einem Windowsnutzer spielen kann.
Organisiert werden die Spiele entweder über die Einladungsfunktion von Steam oder aber über ID-Nummern welche jedem Match zugeordnet werden und welche der Spielleiter an seine Mitspieler weiterreichen muss. Eine echte Lobby oder gar einen Spielbrowser sucht man leider vergebens. Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit sich über die Duell-Funktion mit einem zufälligem Spieler in einem 1 vs 1 gegenüberstellen zu lassen.
Technik
Wie schon im Vorgänger setzt man auf die Unity Engine, hat aber alles grafisch nochmal ordentlich aufgehübscht. Mit einem Gespann aus einer GTX970 und einem FX-8300 lief das Spiel die meiste Zeit mit stabilen 60 Bildern pro Sekunde und rutschte nur bei viel Gewusel auf dem Bildschirm, zum Beispiel bei größeren Schlachten an der Oberwelt oder sehr komplexen Dungeons, auch mal etwas tiefer. Auch die Lastverteilung auf die Prozessorkerne war vorbildlich gleichmäßig. Auf einer GTX960 mit einem AMD Ryzen R7-1800X waren mit maximalen Details keine Einbrüche in den Frameraten zu verzeichnen.
In einer frühen Version wurde die Vulkan API unterstützt, flog dann aber während der Entwicklung, aufgrund von Problemen, wieder raus. Ob Diese mit späteren Patches wieder zugänglich gemacht wird ist leider nicht bekannt. Wir freuen uns aber, dass bei Kalypso Media auch mit Vulkan als Renderer experimentiert wird. Somit wird Linux nicht nur zu einer weiteren Plattform beim Publisher, sondern auch Testbett für technologische Neuerungen.
Zusatzinformationen AMD und Intel
Sowohl AMD- und Intel-Grafikkarten als auch freie Treiber wurden von uns nicht getestet. Wir würden uns freuen wenn ihr Informationen dazu in unser Wiki einfügt.
Bei beiden Testern stürzte das Spiel in unregelmäßigen Abständen ab. Da aber offiziell nur Ubuntu 17.04 und SteamOS unterstützt werden können wir nicht mit Sicherheit sagen ob dies ein generelles Problem der Linux-Version ist oder nur an ungünstigen Systemkonfigurationen lag. Die Fehler wurden ab Patch 1.2.2 behoben und traten nicht mehr auf.
Troubleshooting
Auf manchen Systemen kann es vorkommen, dass Missionen und Speicherstände nicht korrekt geladen werden können. Hier hilft es
LANG=C %command%
als Startoption in Steam für das Spiel zu setzen. Weitere Informationen dazu findet ihr in unserem Troubleshooting-Bereich für die Unity-Engine.
Kaufen
Dungeons 3 kann bei Steam für €44,99 erworben werden und auch der Humble Store bietet das Spiel an. Und ebenfalls im Kalypso-eigenen Shop als Steam-Key. Bei GOG ist nun auch die Linux-Version verfügbar.
Fazit
Dungeons 3 bietet eine unterhaltsame Storykampagne und wer den Humor aus dem Vorgänger mochte, kann auch hier wieder bedenkenlos zugreifen. Auch fürs Auge wird durchaus etwas geboten und die Welt von Dungeons 3 teilweise sehr liebevoll gestaltet und animiert. Der Multiplayer hingegen wirkt derzeit noch etwas stiefmütterlich behandelt, wer hier seinen Fokus ansetzt, sollte vielleicht abwarten ob hier noch nachgebessert wird. Unschlüssige Dungeon Lords sollten am besten zum günstigeren Vorgänger greifen um zu entscheiden ob dieses Spiel ihnen gefallen könnte, denn wer Dungeons 2 mochte, der wird auch mit Dungeons 3 wieder seine helle Freude haben - ääääh - bitterböse Höllenqualen erleiden.
Wer Humor mit vielen Anspielungen mag, gerne an Basen herumbaut, in der schönen Grafik wehmütig an alte Warcraft-Schlachten zurückdenkt und gerne auf Linux spielt, der sollte zugreifen.
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Da es das Game gerade im Weihnachtsdeal bei Steam gab, habe ich es mal gekauft.
Läuft wirklich wie ne eins, die deutsche Lokalistaion ist toll!
Macht Spaß!